Tabu wird auf Papier gebannt

Die Langenfelder Autorin präsentiert ihr Buch „Die Scheune“ auf der Leipziger Buchmesse. Das Thema: Missbrauch.

Langenfeld. Sie will thematisieren, was man gerne verschweigt: Im Dezember hat Autorin Marion Schreiner ihr neues Buch „Die Scheune“ herausgebracht. Thema ist die Entwicklung eines Mannes, der als Kind mehrfach missbraucht wurde.

Als junger Mann hat er seine Vergangenheit weithin verdrängt und beginnt ein neues Leben in Kalifornien. Durch einen Überfall und eine Vergewaltigung wird er jedoch auf vergangene Erlebnisse zurückgeworfen. Bei dem Versuch, seine Kindheit aufzuarbeiten, wird er selbst zum Täter.

Marion Schreiner, gelernte Erzieherin, wurde immer wieder mit dem Thema Kindheitstrauma und Depression konfrontiert. „Im Kleinkindalter werden die Kinder am intensivsten geprägt. Wenn dann etwas schief geht, sind Probleme programmiert“, sagt sie.

Schon immer haben menschliche Verhaltensweisen ihr Interesse geweckt. Mit einer Mischung aus Gefühl und wissenschaftlicher Neugier geht sie an Themen wie Vergewaltigung, Depression und frühkindliche Erfahrungen heran.

„Die Scheune“ ist die überarbeitete Version ihres Romans „Der Mann aus Kansas“. Vor 13 Jahren stellte sie den Roman nach amerikanischem Vorbild auf die Probe: Dort werden Bücher von unbekannten Autoren zunächst in kleiner Auflage gedruckt und unter einem ausgewählten Leserkreis als Probe verteilt. Ist die Rückmeldung positiv, wird in großer Auflage gedruckt und verkauft.

Die Rückmeldung war zwar häufig positiv, jedoch sei vor 13 Jahren der Missbrauch an Jungen noch ein undenkbares Tabuthema gewesen. Sie bekam sogar Drohanrufe. „Es ist gut, dass das Thema in letzter Zeit in die Öffentlichkeit gerückt ist. So etwas darf man nicht verschweigen“, sagt die 47-Jährige. Die Fortsetzung ihres Romans soll Ende des Jahres in die Läden kommen.

Auch der dritte Teil, fertig geschrieben ist er schon, ist für Ende 2012 geplant. „Es geht dort um den Sohn des Protagonisten aus ‚Die Scheune‘, und der ist noch verrückter“, erklärt die Autorin. Sie selbst hat einen sehr spannenden und abwechslungsreichen Lebenslauf zum Besten zu geben. Neben der Arbeit mit Eltern-Kind-Gruppen, einem eigenen Verlag und der Leitung der „1. Langenfelder Lesestation“, plante sie lange an der Erfüllung eines Lebenstraumes: die Auswanderung nach Nordamerika.

Ihr Mann, mit dem sie seit 27 Jahren verheiratet ist, und ihre beiden Söhne, inzwischen 20 und 22 Jahre alt, waren von der Idee ebenso begeistert. Die Auswanderung nach Kanada wurde leider zu einem kurzen Vergnügen: Aufgrund gesundheitlicher Probleme kam Familie Schreiner nach ein paar Monaten nach Deutschland zurück. Dennoch hat Marion Schreiner die Erlebnisse in ihrem Tatsachenbericht „Deutschland ade“ verarbeitet.

Jetzt widmet sie sich vormittags innig dem Schreiben. Nachmittags arbeitet Marion Schreiner schließlich bei der Arbeiterwohlfahrt. Und sie macht nicht iogendwas. Sie arbeitet mit Demenzkranken. Schreiner: „Es gefällt mir, wie es ist, aber noch lieber würde ich nur schreiben.“