Tagesmütter fürchten eine verschlechterte Kinderbetreuung
Tagesmütter fürchten durch eine Gesetzesänderung eine verschlechterte Kinderbetreuung.
Langenfeld. Die Sätze des Landtagsabgeordneten gingen runter wie Öl. „Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir nicht davon aus, dass es durch die Revision des Kinderbildungsgesetzes eine wirtschaftliche Verschlechterung für die Tagesmütter gibt“, sagte Dietmar Bell (SPD) in den Nachrichten.
Es werde zwar Änderungen zum 1. August geben, davon seien jedoch nicht die Tagesmütter betroffen. Andrea Wahl atmete auf. „Ganz überzeugt bin ich noch nicht, aber ich habe die Hoffnung, dass die Pläne gekippt werden“, sagt sie.
Seit 2006 ist die Langenfelderin Tagesmutter und seit 2008 auch Sprecherin der Interessengemeinschaft, der sich 40 Tagespflegepersonen angeschlossen haben. Acht Kinder hat sie unter Vertrag. „Fünf Kinder dürfen gleichzeitig anwesend sein“, sagt die 40-Jährige. Nach dem Änderungsgesetz dürfte die Tagesmutter nur noch fünf Betreuungsverträge abschließen.
Mit der Änderung will die Landesregierung die Qualität der Kinderbetreuung verbessern. Kinder sollen in einer stabilen Umgebung betreut werden und nicht einem ständigen Wechsel ausgesetzt sein. „Beim Zustandekommen dieser Änderung werden Eltern mit geringerem Betreuungsbedarf zukünftig leer ausgehen“, sagt Andrea Wahl.
Die Tagesmütter müssten zwangsläufig zeitlich umfangreichere Betreuungsverträge abschließen, um Steuer- und Sozialabgaben erwirtschaften zu können. „Ich müsste einer Mutter, die ihr Kind nur wenige Stunden zu mir bringt, eine Absage erteilen.“
Erst vor kurzem wandte sich eine Mutter an sie, weil eine Kollegin mit dem Hinweis auf das geplante Änderungsgesetz sie abgewiesen hatte. „Die Mütter entscheiden sich bewusst dafür, nur einige Stunden zu arbeiten, um den Rest der Zeit mit ihren Kindern zu verbringen“, sagt Wahl. Diese Flexibilität würde den Müttern somit geraubt.
Eltern, die nach der Geburt des Kindes nur halbtags oder stundenweise arbeiten und die übrige Zeit intensiv mit ihren Kindern verbringen wollten, müssten ihre Kindern nun Vollzeit in Betreuung geben oder ganz auf einen Betreuungsplatz verzichten. Kinder, dessen Eltern eigentlich mehr Zeit für sie hätten, würden dann zwangsweise den ganzen Tag von den Eltern getrennt, weil sie mehr Zeit buchen müssen, als sie wirklich benötigen.
Andrea Wahl, selbst zweifache Mutter, betreut die Kinder bei sich in der Wohnung, der Kleinste ist knapp ein Jahr, der Älteste drei Jahre alt. Von Überforderung könne nicht die Rede sein. „Andere Mütter fragen immer wieder, wie ich das mache. Das kann ich nicht nachvollziehen, ich komme bestens zurecht“, sagt sie.
Es gebe schließlich auch Mütter, die fünf leibliche Kinder versorgen müssten. „Ich würde es nicht machen, wenn ich Zweifel an der Qualität meiner Betreuung hätte.“ Für Mütter, die ihre Kinder in Betreuung geben, ist Andrea Wahl eine wichtige Säule.
„Die meisten können nicht auf die Großmutter zurückgreifen.“ Andrea Wahl hat neue Hoffnung geschöpft. „Ich wäre sehr erleichtert, wenn die Änderung vom Tisch wäre.“