Hospizbewegung St. Martin: Vom Trauern und Lachen
Die Helfer der Hospizbewegung St. Martin kümmern sich um sterbende Menschen und deren Angehörige.
Langenfeld. Christine Erm, Jürgen Teichert und Ute Breit hören es nicht zum ersten Mal. Das Vorurteil, dass sie sich bei ihrer Arbeit um kranke, alte Menschen kümmern, die in ihrem Bett auf den Tod warten. Dass sie die Hand des Sterbenden halten und warten, bis der seinen letzten Atemzug tut. „Meine Freunde fragten mich immer wieder, wie ich das schaffe“, sagt Ute Breit. „Doch das Bild, das die meisten von Sterbebegleitung haben, trifft nicht die Realität.“
Als sich Ute Breit vor drei Jahren entschloss, sich ehrenamtlich der Hospizbewegung St. Martin anzuschließen, hatte sie gerade den Tod einer engen Freundin verkraften müssen. Über einen Einführungskurs über Trauerarbeit lernte sie den Verein kennen. „Ich fand den Ansatz gut, das Sterben ins Leben zu holen. Die meisten Dinge, die uns Menschen unangenehm sind, verdrängen wir. Doch die Auseinandersetzung gehört dazu. Sonst trifft einen der Schmerz unerwartet und knallhart“, sagt die 49-Jährige.
Jürgen Teichert kam über einen Tag der offenen Tür zum Ehrenamt. „Leben und Sterben ist ein Kreislauf, ich habe mich lange mit dem Leben beschäftigt. Jetzt kommt das Sterben dran“, hatte Teichert gedacht. Und schon damals war er von der Atmosphäre unter den ehrenamtlichen Helfern überrascht. „Wir haben während des Austauschs über Trauer viel gelacht“, sagt er.
Noch nie sei ein Mensch in seinen Armen gestorben, sagt Teichert. „Das ist ein sehr intimer Moment, den der Mensch mit seiner Familie teilt. Wir ziehen uns dann zurück. Denn wenn es soweit ist, ist unsere Hilfe nicht mehr nötig“, sagt Christine Erm von der Hospizbewegung. Die Hospizarbeit setze früh an.
Meist lernen die Ehrenamtler ihre zu betreuende Person in einem Stadium kennen, wo sie noch sehr gut in der Lage ist, über ihre Ängste zu sprechen. Die meisten liegen nicht einmal im Bett. „Man verbringt viel Zeit miteinander, lernt sich kennen. Bei uns können die Menschen Fragen loswerden, mit denen sie ihre Angehörigen nicht belasten wollen“, sagt Erm.
Und auch die Angehörigen holten sich Rat bei den Ehrenamtlern. Die Arbeit mit dem Tod zieht Erm und ihre Mitarbeiter nicht herunter. „Wir haben viel erlebt. Viel berührt uns, aber es belastet nicht“, sagt sie . Dabei hilft auch die regelmäßig stattfindende Supervision, bei dem die Ehrenamtler sich untereinander austauschen.
„Wir lachen sehr viel, Humor spielt eine wichtige Rolle“, sagt Christine Erm, und ihr fällt auch gleich eine Situation ein. Sie betreute eine 35-jährige Frau im Hospiz, die mit dem Zustand der Gardinen nicht einverstanden war. „Was müsste ich wohl zahlen um neue Gardinen zu bekommen?“, fragte sie Erm, die grob überschlug und auf 500 Euro kam. Später am Tag unterhielt sich Erm mit der Frau über den Tod. Sie fragte die Frau, ob sie glaube, noch einmal zurückzukehren. Die Frau entgegnete mit einem Lachen: „Nicht bei den Gardinenpreisen.“