Telefon und Internet: Betrüger finden neue Wege
Die Abzocke über Telefon- und Internetgeschäfte geht weiter, warnt die Verbraucherzentrale. Ganz neu: PC-Nutzer erhalten eine E-Mail samt Trojaner.
Langenfeld. Die Langenfelder Seniorin freute sich, als sie den Anruf erhielt: 60 000 Euro habe sie gewonnen, gratulierte die Stimme am Telefon. Leider seien in Relation zur Gewinnsumme „unerhebliche Kosten in Höhe von 600 Euro entstanden“, die von der Seniorin jetzt zu zahlen seien. Ein Notar sowie ein Herr vom Sicherheitsdienst könnten den Betrag bald bei ihr zu Hause abholen. Dann stehe der Auszahlung des Gewinns auch nichts mehr im Wege. Die Seniorin kam der Aufforderung nach.
Doch von den 60 000 Euro sah sie bis heute nichts. „Leider hört diese Abzocke nicht auf. Immer wieder versuchen dubiose Anrufer, ältere Leute über den Tisch zu ziehen“, sagt Elisabeth Schoemakers, Leiterin der Langenfelder Verbraucherzentrale, bei der die Seniorin Rat suchte.
Aber nicht nur Senioren werden Opfer von Abzocke. Immer wieder überlesen Verbraucher bei Vertragsabschlüssen das Kleingedruckte oder die Fußnoten. Die Folge: Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen sind nicht wie abgesprochen. „Und dann kommen die Kunden nicht mehr so leicht aus ihren Verträgen heraus“, sagt Schoemakers.
Die Telefon- und Internetgeschäfte sind seit einigen Jahren der Hauptbeschwerdebereich der Verbraucherzentrale. Das zeigt auch die Jahresbilanz 2012. „Der Markt ist für fast alle undurchschaubar geworden. Es gibt immer mehr Anbieter, die sich mit immer günstigeren Angeboten brüsten“, sagt sie. Die Expertin rät, sich für jeden Vertragsabschluss viel Zeit zu lassen. „Man sollte sich auf gar keinen Fall auf das verlassen, was einem im Handyshop gesagt wird. Es sollten immer die Vertragsbedingungen genau gelesen werden — samt Fußnoten.“
In Zeiten, in denen selbst Grundschüler schon ein Smartphone besäßen, tappen laut Schoemakers auch Eltern in die Handyfallen: „Die Kinder laden Klingeltöne oder sonstiges herunter, ohne zu wissen, dass sie damit ein Abo abgeschlossen haben“, sagt Schoemakers.
Ganz neu ist die sogenannte „Phishing Problematik“. Dabei erhalten Computernutzer auf ihren heimischen PC eine E-Mail mit einer Zahlungsaufforderung. „Meist ist eine Zip-Datei mit der angeblichen Rechnung angehängt. Wenn diese dann geöffnet wird, macht sich ein Trojaner auf dem PC breit und hat Zugriff auf die Daten“, sagt Schoemakers. Im ersten Quartal dieses Jahres seien schon mehrere PC-Nutzer mit diesem Problem in die Verbraucherzentrale gekommen.
Ebenso als neues Problem ausgemacht wurden die Internetkäufe in Vorkasse. „Es passiert immer häufiger, dass Nutzer von Ebay oder Onlineshops ihre Einkäufe zuerst bezahlen, dann aber nicht mehr an ihre Ware kommen. „In jedem Fall sollte der Käufer nach der Sendungsnummer fragen, wenn der Verkäufer beteuert, die Ware verschickt zu haben“, sagt die Expertin. Schließlich müsse Anzeige erstattet werden. Damit so etwas gar nicht erst notwendig wird, rät Schoemakers: „Bei Internetkäufen sollte immer entweder auf Rechnung oder per Nachnahme bezahlt werden.“
Zumindest eine Art der Internetabzocke ist jedoch verschwunden: „Es kann nicht mehr passieren, dass Verbraucher auf kostenpflichtigen Internetseiten landen, ohne es zu wissen“, sagt die Expertin. „Die Gesetzeslage hat sich verändert. Mittlerweile muss es einen klaren Hinweis geben, ob ein Angebot kostenpflichtig ist.“