Stadt leitet die Radler um
Mit der Umsetzung des Radwegekonzeptes sollen die Zweiräder verstärkt auf die Straßen geführt werden. Eine Koordinierungsstelle wird geschaffen.
Monheim. Sie nennt sich „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte“ (AGFS). Und was erst einmal eher sperrig klingt, soll das Gegenteil bewirken: mehr Mobilität. Freilich ist damit nicht das Auto gemeint, sondern verstärkt der Verzicht auf eben dieses, um auf das Fahrrad umzusteigen. Mitglied besagter AGFS zu werden, ist gar nicht so einfach. Vor allem gelten strenge Kriterien auf dem Weg zur radlerfreundlichen Infrastruktur. Und Monheim will genau dort hin.
Jutta Lincke, vor Ort seit Jahren aktiv im ADFC, bescheinigt dem Monheim der Gegenwart in Sachen Radfahren ein vernichtendes Urteil: „Es wäre ja schon schön, die Buchstaben des Gesetzes zu erfüllen. Seit 1997 gibt es eine Novelle der Straßenverkehrsordnung. Die besagt, dass in Tempo 30-Zonen keine Radwegnutzung vorgeschrieben sein darf. Hier schert das die Verantwortlichen offensichtlich wenig.“
„Zugegeben: Das wurde bisher nicht konsequent verfolgt. Aber wir wollen da jetzt zügiger herangehen.“ Das sagt Andreas Apsel, Bereichsleiter Bauwesen im Rathaus. Denn tatsächlich gebe es den Gesetzestext, nachdem eine Benutzungspflicht der Radwege in den meisten Fällen aufzuheben sei. „Das werden wir jetzt auch zügiger umsetzen“, so Apsel.
Ziel ist es, die Radfahrer in den normalen Straßenverkehr zu integrieren. Damit werden sie vor allem von den Autofahrern bewusster wahrgenommen. Und der Vorteil zur Radwegnutzung: Das vor allem an Kreuzungen plötzlich aufkommende Unfallpotenzial wird geringer. „Denn der Autofahrer rechnet ständig mit einem Radfahrer. Schließlich teilen sie sich die Straße“, erläutert der Bereichsleiter.
Ein Beispiel aus der Praxis: Derzeit müssen Radler in der Niederstraße den Rad/Gehweg nutzen. Machen sie es nicht, droht ihnen gar ein Bußgeld von mindestens 20 Euro — wie die Polizeipressestelle in Mettmann bestätigt. Besagter Rad/Gehweg soll umfunktioniert werden zu einem Gehweg mit dem Untertitel „Radfahrer frei“. Der kann dann genutzt werden, muss aber nicht.
„Wir planen, die Radler auf die Niederstraße zu führen. Das erfolgt in Absprache mit der Polizei und der Verkehrsbehörde in Mettmann“, sagt Apsel. Und weitere Umleitungen sollen im gesamten Stadtgebiet folgen. Allerdings wird es auch Ausnahmen geben. So kann sich Apsel nicht vorstellen, dass zum Beispiel auf der Opladener Straße die Radler auf die Fahrbahn geleitet werden. „Das Verkehrsaufkommen ist dort einfach zu hoch.“
Damit es in Sachen Radler-freundlichkeit nicht bei Lippenbekenntnissen bleibt, hat der Stadtrat beschlossen, Ende des Jahres eine halbe Stelle für einen Fahrradbeauftragten zu besetzen. Und dessen Ziel soll es vorrangig sein, Monheim in besagte Arbeitsgemeinschaft zu bringen, die vom Land unterstützt wird. Bei aller Planung appelliert Jutta Lincke: „Die Bürger müssen mitgenommen werden. Jede Änderung soll auch entsprechend mit Plakaten erläutert werden.“