Verkaufsoffener Sonntag: „Shoppen zu Lasten anderer“
Bernd Wehner setzt sich für den arbeitsfreien Sonntag ein.
Monheim. Bei einer Podiumsdiskussion im Pfarrsaal von St. Dionysius in Baumberg haben sich der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) sowie der Aktionskreis „Ohne Sonntag gibt’s nur noch Werktage“ erneut für arbeitsfreie und gegen verkaufsoffene Sonntage ausgesprochen. Im Interview erläutert Bernd Wehner, KKV-Bundesvorsitzender aus Monheim, warum der Sonntag schützenswert ist.
Warum sind Sie gegen verkaufsoffene Sonntage?
Wehner: Es geht ja nicht nur um die verkaufsoffenen Sonntage. Es geht darum, dass der Sonntag an sich an Wert verliert. Und das muss man nicht nur im christlichen Sinne verstehen. Es geht nicht nur darum, dass Leute Zeit haben, um in die Kirche zu gehen. Der Sonntag soll ein Tag zum Abschalten sein, an dem die Familie zusammenkommt und damit auch der Zusammenhalt der Gesellschaft gestärkt wird.
Und ein verkaufsoffener Sonntag hält die Leute davon ab?
Wehner: Es gibt ja zwei Seiten. Einmal die Leute, die shoppen gehen wollen und einmal die, die arbeiten müssen. Und wenn Mutter oder Tochter hinter der Verkaufstheke stehen müssen, kommt die Familie am Sonntag nicht zusammen. Ich bin aber auch nicht strikt gegen einen verkaufsoffenen Sonntag.
Unter welchen Voraussetzungen ist er denn in Ordnung?
Wehner: Wenn es einen örtlichen Anlass gibt, ein traditionelles Fest wie den Martinsmarkt in Monheim beispielsweise. Es sollten aber keine Anlässe erfunden werden, wie es leider häufig der Fall ist. Mehr als vier Sonntage sollten es nicht sein.
Warum ist Ihrer Meinung nach der Drang nach einem verkaufsoffenen Sonntag größer geworden?
Wehner: Es ist für viele ein Anreiz, shoppen zu gehen. Wenn Sie die Leute fragen, ob sie den Sonntag nutzen wollen, um Erledigungen zu machen, werden sie ein Ja hören. Wenn Sie aber fragen, ob die Leute sonntags gerne arbeiten, werden die meisten das verneinen. Das Shoppen geht zu Lasen anderer — und das passt für mich nicht zusammen.
Was wollen Sie verändern?
Wehner: Es muss ein Riegel vorgeschoben werden. Es fing klein an und weitete sich immer weiter aus: Vor 15 Jahren mussten etwa 20 Prozent der Bevölkerung sonntags arbeiten, mittlerweile sind es 29 Prozent. Es kann nicht sein, dass die Grenzen immer mehr aufweichen.
Ihr Plan?
Wehner: Einmal im Jahr sprechen wir bei einer Info-Veranstaltung über das Thema und versuchen, die Leute zu sensibilisieren. Wir wollen auch mit Jugendlichen ins Gespräch kommen, um zu erfahren, wie sie den Sonntag sehen. Wir müssen dranbleiben, damit uns nicht noch mehr Arbeits-Sonntage vorgesetzt werden. Schließlich ist der Sonntag im Grundgesetz als Ruhetag verankert.