Wasserbüffel-Projekt ist beerdigt
Der neue Umweltberater Stefan Becher soll das Entwicklungskonzept Rheinvorland auf einen aktuellen Stand bringen.
Monheim. Umwelt meint laut Lexikon „Erde, Wasser, Luft und die Pflanzen- und Tierwelt in ihrer Gesamtheit und ihren Wechselbeziehungen“. Und genauso umfassend ist auch das Feld, das Stefan Becher als neuer Umweltberater der Stadt Monheim beackert — allein, wenn es um Anfragen von Bürgern geht. „Da fällt ein Vogel aus dem Nest, für den ein Bürger eine Aufzuchtstation sucht“, berichtet der 29-Jährige, der seit Februar in der Stadtverwaltung tätig ist. Kürzlich kamen vermehrt Anfragen, ob die Stadt nicht etwas gegen die Mückenplage im Rheinbogen unternehmen könne.
„Das Qualmwasser bot optimale Brutverhältnisse“, sagt er. Aber der Einsatz von BTi-Präparaten mit dem Bazillus thuringiensis töte auch andere Insekten, die dann im Nahrungsangebot bestimmter Vogelarten fehlen. „Das wäre nicht verantwortungsbewusst, schließlich ist das dort ein Naturschutzgebiet“, so Becher. Kurioser war die Anfrage eines Bürgers, der einen Bienenschwarm geschenkt bekommen hatte und für den Stock einen geeigneten Standort suchte.
Anfragen von Architekten und Hauseigentümern können sich auf mögliche Altlasten im Boden oder gesundheitsschädliche Schadstoffe in der Raumluft erstrecken.
Sein zweites großes Aufgabengebiet ist die Berücksichtigung von Umweltbelangen in Bauleitplanungen. Becher prüft die Stellungnahmen von Gutachtern und erstellt bei kleineren Vorhaben auch selber Umweltverträglichkeitsprüfungen. „Zu jedem Bebauungsplan gibt es einen Umweltbericht, der Ergebnisse der Umweltprüfung bewertet, in der die Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt untersucht werden“, erklärt Stadtplaner Robert Ullrich. Dabei spielt insbesondere der Artenschutz eine Rolle. Es muss nicht nur eine Prognose über die Entwicklung der Umwelt bei Beibehaltung des Status Quos (Null-Variante) sowie der Umsetzung des Vorhabens abgegeben werden, Gegenstand der Prüfungen müssen auch alternative Standorte und Konzepte sein. Der Umfang der Eingriffe wird dann bilanziert und in „Öko-Punkte“ umgemünzt. Als Ökokontofläche hat die Stadt schon vor langer Zeit das Gelände am Steinacker ausgewiesen, wobei sie mit ihren landschaftspflegerischen Maßnahmen in Vorleistung ging. Wenn etwa private Bauherren bei ihren Bauvorhaben keinen direkten Ausgleich auf ihrer Fläche leisten können, können sie sich mit 3,40 Euro pro Wertpunkt „freikaufen“. „Es soll noch geprüft werden, ob auch der neu gestaltete Landschaftspark Rheinbogen als Ausgleichsfläche anerkannt wird“, so Ullrich.
Auch das Entwicklungskonzept Rheinvorland, eine von Studenten der Landschaftsarchitektur erstellte Ideensammlung, wie man das Areal zwischen Deich und Strom ökologisch und touristisch aufwerten könnte, fällt in Bechers Zuständigkeit. „Das Projekt Wasserbüffel hat sich allerdings erledigt“, so Ullrich. Fragen wie: Wohin mit den Tieren bei Hochwasser? Wer betreut sie? Wie hoch sind die Trittschäden? konnten nicht geklärt werden. Auch von der Idee, auf den Pumpwerken Aussichtsplattformen zu errichten, war die Eigentümerin, die Bayer AG, nicht sehr angetan, berichtet der Stadtplaner. Im Herbst soll das überarbeitete Konzept der Bevölkerung vorgestellt werden.