Ehemaliger Offizier lehrt jetzt Golfspiel
Willi Fehling hat das Glück, unter freiem Himmel arbeiten zu können.
Langenfeld. Der Arbeitsplatz von Willi Fehling hat keine Wände, keine Decke, keine Türen, selbst im Winter muss er kein Licht anmachen. Über seinen Arbeitspatz spannt sich an diesem Sommertag ein azurblauer Himmel mit einzelnen Federwölkchen. Unter seinen Füßen breitet sich ein kurzfloriger, saftig grüner Rasen über sanfte Hügel aus, perfekter als jeder Teppichboden. Die Hortensien blühen, und Bäume und Gräser rascheln in einer sanften Brise. In solch kultivierter Umgebung arbeitet man gerne — auch bis zu zehn Stunden am Tag. Willi Fehling (74) hat das 24 Jahre lang getan. Auch bei Regen und kühleren Temperaturen, das ganze Jahr über.
Der drahtige, wettergebräunte Mann ist selbstständiger Golflehrer oder „Golfpro“ und Mann der ersten Stunde auf dem Golfplatz Am Katzberg in Langenfeld. Erst seit diesem Jahr tritt er ein bisschen kürzer und gibt nur noch zwei bis drei Tage in der Woche Unterricht. „Ich wollte nicht nur immer Golf lehren, sondern auch selbst noch mal spielen“, sagt er. Nicht dass sich der Profi noch verbessern könnte. Aber die Spielstärke von Handicap zehn will er pflegen. Denn auch den Status quo beizubehalten, wird im Alter schwieriger. „Man verliert an Schwungkraft“, sagt er.
Nicht immer war sein Berufsleben so stressfrei und spielte sich mitten Grünen ab. 30 Jahre lang war Fehling Soldat der Bundesluftwaffe, ein Raketenspezialist in führender Position, bevor er die Luftwaffen-Uniform mit Poloshirt und Golfhose tauschte.
Die Leidenschaft zum Golfen entdeckte Willi Fehling während seiner fünfjährigen Stationierung in den USA. Das war in den 70ern. Mit der Zeit reifte der Wunsch in ihm, das Hobby zum Beruf zu machen. Mit 50 Jahren wagte er den Sprung ins Ungewisse und ging vorzeitig in Pension, um sich nach entsprechender Ausbildung in Amerika als Golflehrer selbstständig zu machen. „Selbstvertrauen hatte ich schon immer“, sagt er lächelnd. Bereut hat er diesen Schritt bis heute nicht. „Ich liebe es, jeden Tag in der Natur zu sein, immer dem Wetter ausgesetzt. Es gibt nichts Gesünderes als Ausdauerbewegung fünf Stunden lang auf dem Platz, die übrigens außer Kondition die volle Konzentration fordert. „Ich mag den Umgang mit Menschen, zu sehen, wie sie ihr Spiel verbessern“, sagt Fehling.
Als er seinen Job als „Golfpro“ begann, gab es in Deutschland 50 Plätze, erzählt er, heute sind es 850. Die meisten Golflehrer kamen aus England. Heute ist Golf fast ein Breitensport und mitunter ist eine Golfstunde preiswerter als eine Tennisstunde. Immer mehr Frauen stürmen die Golfplätze. Für Fehling kein Problem. Eigentlich sind Frauen ihm sogar als Schüler lieber. „Die Männer geben oft zu viel Kraft ins Spiel, Frauen sind von Hause aus ruhiger“, sagt er. Für Golf sei kein besonders Ballgefühl nötig, nur der richtige Schwung. Sechs Jahre lang braucht man in der Regel, um richtig spielen zu können. „Golf ist ein schwieriger Sport“, erklärt Fehling, und der Katzberg, wo es fast kein Loch ohne Wasser gibt, sei nicht einfach.
Willi Fehling ist ein gewissenhafter Lehrer. Ein bisschen militärische Strenge sei ihm aus seinem alten Berufsleben geblieben, sagt man ihm nach. „Ich lege viel Wert auf Etikette und Benehmen“ , gibt er zu. Das beschränkt sich nicht auf die angemessene Kleidung, sondern bezieht sich vor allem auf das Verhalten anderen Spielern gegenüber und den pfleglichen Umgang mit dem Platz, erklärt der Profi. „Wenn ein Golfer sich hier gut benimmt, sagen die anderen oft: ,der war bestimmt bei Willi‘“, erzählt Fehling mit Schmunzeln und auch einem bisschen Stolz