Zeit – ein kostbares Geschenk

Zum fünften Mal gibt es jetzt das Angebot, sich zum Seniorenbegleiter ausbilden zu lassen.

Hilden. Wer alt ist, ist oftmals auch einsam, bekommt manchmal nicht einmal an seinem Geburtstag Besuch. Weil es keine Angehörigen gibt, oder weil die keine Zeit haben - ein trauriger Gedanke. In Hilden kümmern sich 70 ehrenamtliche Seniorenbegleiter regelmäßig um ihre älteren Mitmenschen. Damit solche Situationen seltener vorkommen.

Alle Helfer haben eine offizielle Ausbildung zum Seniorenbegleiter gemacht, die vom Evangelischen Seniorenbüro in Kooperation mit der Evangelischen Erwachsenenbildung angeboten wird. Bald startet wieder ein Kurs, inzwischen der fünfte. Die Ehrenamtlichen sehen in ihrem Engagement nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Bereicherung des eigenen Lebens.

Marlis von Gehlen besucht beispielsweise Senioren an deren Geburtstag. "Es ist schön, zu sehen, dass sich die Menschen richtig darauf freuen, dass man kommt", sagt sie. Manche ihrer "Schützlinge" besucht sie schon seit einigen Jahren. "Mit der Zeit baut man auch ein Vertrauensverhältnis auf." Wichtig ist es ihr, zu betonen, dass sie nicht zum Kaffeekränzchen geht. "Es geht darum, für die Menschen dazusein, Zuhörer zu sein, für Sorgen die sie sonst keinem erzählen können", so Marlis von Gehlen.

Auch Hanna Meyer und ihr Mann Wolfgang gehören zu Riege der Ehrenamtlichen. Während Wolfgang Meyer ganze Gruppen betreut, hat sich seine Frau dafür entschieden, eine einzelne Seniorin zu begleiten. "Ich wollte Menschen betreuen, die einsam sind", erzählt Hanna Meyer. "Viele haben noch Wünsche, die sie sich selbst nicht mehr erfüllen können, weil sie es körperlich allein nicht schaffen." Mit "ihrer" Seniorin geht Hanna Meyer dann zu deren Lieblingsfriseur und in ein Café, das die alte Dame früher häufig besucht hat.

"Man sollte darauf vorbereitet sein, dass Seniorenbegleitung manchmal auch zur Sterbebegleitung werden kann", sagt Hanna Meyer. Sie hat es selbst schon erlebt: Die erste Frau, die sie besuchte, verstarb nach kurzer Zeit. "Wir lassen unsere Seniorenbegleiter in solchen Situationen nicht allein", erklärt Sabine Jäger, Leiterin des Seniorenbüros. "Es gibt regelmäßige Gruppentreffen für Begleiter, und wer einen besonderes aufwühlenden Besuch hinter sich hat, kann uns jederzeit anrufen."

Für die Senioren sind die Besuche eine willkommene Abwechslung. Und in den Gruppen können sie sich auch untereinander austauschen. Wolfgang Meyer leitet unter anderem Gesprächs-, aber auch Singkreise. "Es ist faszinierend zu sehen, dass die älteren Menschen die ganzen alten Volkslieder noch auswendig können", erzählt er.

Als Überraschung für die Gruppe hat er die Lieder aufgenommen und unter dem Titel "Itter-Lerchen" auf CD gebrannt. "Ich mag es, wenn die Treffen ein Geben und Nehmen sind", erklärt Meyer und gibt zu: "Ich gehe manchmal ganz begierig zu den Treffen. Es ist spannend, was diese Menschen, die soviel Lebenserfahrung haben, alles erzählen.

Für Wen? Die Ausbildung ist für Menschen gedacht, die sich vorstellen können, ältere Menschen zu Hause oder im Altenheim zu besuchen. Aber auch für diejenigen, die ältere Familienmitglieder pflegen und dafür eine zusätzliche Qualifikation erwerben möchten.

Wann? Der Kurs dauert acht Wochen. Pro Woche müssen zwei Stunden eingeplant werden. Zudem gibt es drei Studientage (Samstage), die von 10 bis 16 Uhr gehen. Der Kurs wird zertifiziert und kostet 70 Euro, wobei die Teilnahme nicht an der Finanzierung scheitern muss.