Zieht Früh-Kölsch ins Bormachers?

Die Monheimer Karnevalisten sind in Sorge um das Traditions-Brauhaus. Projekt Stadthalle soll im März anlaufen.

Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Für viele Monheimer kam die Nachricht, dass die Stadtentwicklungsgesellschaft Bormachers Altes Brauhaus kaufen werde, überraschend. Für viele Kunden, Vereine und Wirte war absehbar gewesen, dass die Pächterin sich demnächst aus Altersgründen zur Ruhe setzen würde. „Wir wollen jetzt nicht in Hektik verfallen“, sagt Manfred Godek, erster Vorsitzender der Altstadtfunken. Aber nicht zu wissen, was nach dem 1. Juli passiert, sorge unter den Karnevalisten für Unsicherheit. Die Gaststätte sei seit den 50er Jahren das Stammlokal der Funken, im Festsaal trainiere die Tanzgarde. „Das Bormachers hat Tradition und ist ein wichtiger Bezugspunkt“, sagt Godek. Er geht davon aus, dass das städtische Engagement vor allem seinem Erhalt dient. „Die Eigentümer hätten das Ensemble ja auch an einen Investor verkaufen können, der an Stelle des Festsaals ein großes Wohngebäude baut“, sagt Godek.

„Wir sehen diesen Vorgang erstmal mit größter Sorge“, erklärt Lars van der Bijl, Sprecher der Gromoka — weil im Festsaal eine große Menge an karnevalistischer Veranstaltungen stattfänden, Sitzungen und Garde-Training. Kurt Wagner, Präsident der Marienburggarde, ist dagegen zuversichtlich, dass „die Stadt verantwortungsvoll mit der Tradition umgeht und dafür sorgen wird, dass das Brauhaus mit neuem Konzept fortgeführt wird.“ Der Bürgermeister habe sich als zuverlässiger Unterstützer des Karnevals gezeigt. Die Stadt habe für Ende Februar eine Information der Vereine angekündigt, berichtet Godek.

Gerüchten zufolge will die Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG das Ensemble übernehmen, um ihr Franchise-Konzept „Früh bis spät“ zu verwirklichen, Vorbilder gebe es in Münster und Siegen. Regionalverkaufsleiter Peter Ruess bestätigt auf Anfrage, dass sein Unternehmen „interessiert“ sei, man aber noch Gespräche mit der Stadt führen müsse. Konkretes könne er erst ab Mitte März sagen. Andere Altstadtwirte begrüßen nach eigenem Bekunden grundsätzlich „alles, was zu einer weiteren Belebung beiträgt“.

Manfred Poell, Ratsfraktionschef der Grünen, zeigt sich hingegen verärgert über die Brauhaus-Kaufpläne der Stadt: „Ich war stinksauer, dass die Verwaltung die Politik mal wieder nicht im Vorhinein informiert hat, ich habe davon aus der Zeitung erfahren.“ Poells Familie gehören die Immobilien „Zollhäuschen“ und „Zollhaus 1257“. Anders als bei Rathauscenter und Einkaufszentrum, die über Jahre „vor sich hindümpelten“, könne er den Kauf der Gaststätte nicht nachvollziehen. „Das Brauhaus hat ja funktioniert, der Laden lief.“ CDU-Fraktionschef Markus Gronauer ist positiver gestimmt als Poell, auch wenn er es „anständiger“ gefunden hätte, wenn die Stadt vorher informiert hätte. Er heiße alles gut, „was der Altstadt hilft, noch attraktiver zu werden“, sagt er. Unklar ist, ob das neue Konzept noch eine Festhalle vorsieht, da der räumliche Zusammenhang zwischen Biergarten und Brauhaus fehlt.

Immerhin laufen demnächst die Planungen für den Umbau der Shell-Fassabfüllhalle in eine Stadthalle an. Am 1. März kommt das Thema in den Hauptausschuss. Dann soll der Startschuss für den Architektenwettbewerb fallen, erklärt Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto). Gebäudemanager Michael Lobe erklärt, dass zunächst sehr umfängliche Gutachten erstellt werden mussten, etwa wie der Verkehr bei 4000 Konzertbesuchern gelenkt und der nötige Parkraum vorgehalten werden kann