6-Tage-Lauf: Kilometerfresser mit Schlappschritt

41 Teilnehmer aus elf Nationen starten am Samstag beim Ultra-Laufevent auf dem Sportplatz am Niermannsweg.

<span style="font-weight: bold;">Erkrath. Ihre Fortbewegung fußt auf dem "Ultraschlappschritt". Ein Begriff aus der Kommunikationswelt derer, die einen ausgewachsenen Marathonlauf über 42,195 Kilometer als Joggingeinheit für Anfänger belächeln. Bei Distanzen ab 100 Kilometer kommen sie auf Betriebstemperatur. Gerne dürfen es auch 24 Stunden oder mehrere Tage sein, in denen die Fußsohlen durchgewalkt werden. "Mit einem federnden Schritt würde das zu sehr auf die Gelenke gehen. Daher der Schlappschritt", sagt Siegfried Bullig, Ausrichter des 6-Tage-Laufs und intimer Kenner der Grenzläufer.

"Es ist an der Tagesordnung, dass die Teilnehmer Schmerzmittel nehmen"

Siegfried Bullig, Ausrichter des 6-Tage-Laufs

Und während der Ehemann von Cornelia Bullig, diesmal wegen einer Verletzung nicht schlurfende Lokalmatadorin, das Teilnehmerfeld auf 41 erweitert, ist Platzwart Egon Finke damit beschäftigt, die Rasenkante der Laufbahn in Form zu bringen. Weil der Sportplatz am Niermannsweg von Leichtathleten selten genutzt wird, muss die Anlage für die Dauerläufer instandgesetzt werden.

Wenn die bis zu 75 Jahre alten Athleten am Sonntag, 15 Uhr, Kilometer im 400,35 Meter-Takt fressen - exakt so lang ist eine Runde - wird die Uhr erst 144 Stunden später gestoppt. Egal, ob Essenspause oder Zwei-Stundenschlaf im Zelt oder Wohnmobil - wer nicht läuft, macht auch keine Meter.

Und nur um die geht es: Über 1036 Kilometer und damit mindestens 2600 Runden lautet das Ziel von zwei Teilnehmern. Das wäre ein neuer Weltrekord. Um den zu schaffen, müssen sie täglich die Distanz von vier Marathons zurücklegen. Womit spätestens klar wird, dass diese Laufdisziplin nie Breitensport wird.

Ein Besuch der Veranstaltung sei trotzdem eine lohnende Sache, macht Bullig Werbung in eigener Sache: "Die Atmosphäre ist familiär, es gibt ein Rahmenprogramm und eine kompetente Moderation des Geschehens auf der Laufbahn." Die übernimmt Bullig selbst.

Ob Massendisziplin oder Randsportart - dem Thema Doping müssen sich auch die Ultraläufer stellen: "Es gibt keinen Grund, zu dopen", sagt Bullig - weil kein Geld zu gewinnen ist, die Teilnehmer ihren Körper nicht kaputt machen wollen, "und weil es luprenreine Amateure sind". Die Einnahme von Schmerzmitteln sei allerdings an der Tagesordnung. "Wenn das gegen die Schmerzen in den Füßen ist, habe ich nichts dagegen. Das ist besser, als durch Fußfehlstellungen andere Beschwerden zu riskieren."