Diskussion um Dieselautos lässt die Kunden ratlos zurück

Der ADAC rät, neue Modell abzuwarten, die im Herbst auf den Markt kommen. Autohäuser bleiben noch gelassen.

Foto: Olaf Staschik

Kreis Mettmann. Der ADAC ist mit 19,6 Millionen Mitgliedern der größte Automobilclub Europas. Und wenn der aktuell vom Kauf eines Dieselautos abrät, hat das Gewicht. „Unsere Empfehlung ist, mit einem Neuwagenkauf eventuell noch zu warten, bis im Herbst Modelle mit dem Standard Euro 6 D auf den Markt kommen“, sagte ADAC-Vize Ulrich Klaus Becker der „Zeit“. Fahrzeuge mit dieser Norm müssen die Abgaswerte nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch auf der Straße einhalten. Neuwagenkäufer sind verunsichert.

Das zeigt eine (nicht repräsentative) Umfrage bei Autohäusern in der Region. „Vor allem Privatkunden lieben den Diesel nicht mehr“, sagt Rolf Hetzel, Verkaufsleiter der Schiefer-Gruppe mit Hauptsitz in Hilden, die von Ford über Volvo, Hyundai bis hin zu Renault und Dacia gleich einen ganzen Strauß von Automarken vertritt.

Wenn ausgerechnet Zielstädte für viele Pendler wie Düsseldorf, Essen oder Köln darüber nachdenken, selbst moderne Dieselfahrzeuge auszusperren, dann komme für Privatkunden ein Diesel nicht mehr in Frage. „Im vergangenen Jahr hatte ich zu diesem Zeitpunkt 40 bis 45 Diesel-Neuwagen verkauft, jetzt sind es fünf bis sechs“, beziffert Geschäftsführer Bernd Herring von Citroën und Mitsubishi in Wülfrath das Diesel-Drama in drastischen Zahlen. Kunden fragen mehr Benziner als Diesel nach, berichtet auch Michael Niebel, Geschäftsführer von Brandenburg (BMW und Mini). Das Autohaus ist in Düsseldorf, Hilden, Mettmann und Dormagen vertreten. „Früher haben wir 75 Prozent Diesel verkauft, jetzt sind es 65 Prozent“, schätzt Niebel: „Wir haben aber noch keine Umsatzverluste.“ Der Geschäftsführer rät verunsicherten Kunden, ihren neuen Diesel zu leasen.

„Wir verkaufen nach wie vor Diesel“, betont dagegen Markus Keller, Geschäftsführer des Autohauses Schnitzler und stellt fest: „Privatkunden verunsichert die Diskussion um den Diesel. Die Empfehlung des ADAC ist wenig hilfreich.“ Das Unternehmen vertreibt die Marken VW, Audi und Skoda und hat Betriebe in Hilden und Langenfeld. Einbrüche beim Umsatz gebe es nicht, so Keller. Schnitzler verkauft pro Jahr rund 4000 neue und gebrauchte Fahrzeuge. „Wir haben viele junge Gebrauchte mit Euro 5 und Euro 6 im Angebot“, stellt Keller fest und betont: „Die Preise sind stabil.“

Hier „Diesel-Stinker“, da sauberer Benziner: So einfach ist die Sache nicht. Euro-6-Diesel sind sparsamer im Verbrauch als Benziner, stoßen jedoch mehr Stickoxide aus. Bei Benzinern ist die CO2-Bilanz besser, aber sie verbrauchen auch mehr Treibstoff. Elektro-Autos sind für Normalbürger immer noch zu teuer, und oft ist ihre Produktion sogar umweltschädlich, zeigen aktuelle Studien. Wird das Elektroauto nicht mit Ökostrom betrieben, leidet die Umweltbilanz zusätzlich. Den Straßenverkehr allein für die Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden verantwortlich zu machen, sei unredlich, klagt der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes. So seien Industrie und Landwirtschaft für 65 Prozent des Feinstaubausstoßes verantwortlich, der Straßenverkehr nur für 14.