Meinung Diesel-Pkw: Es tut sich was
Endlich: In Sachen Diesel-Pkw scheint sich die Bundesregierung zu bewegen. Jahrelang hieß es aus dem Verkehrsministerium, eine Hardware-Nachrüstung älterer Fahrzeuge sei unsinnig. Technisch kaum machbar und viel zu teuer, ließ der einstige Ressortchef Alexander Dobrindt (CSU) verlauten.
Und sagte damit genau das, was die Autoindustrie hören wollte. Dobrindts Parteifreund Andreas Scheuer geht die Sache offenbar mit mehr Sachverstand an. Er will alle Optionen seriös prüfen. Das Ergebnis kann nur sein, dass die Nachrüstung mit Katalysatoren massenhaft zum Einsatz kommt. Nur so lassen sich die zu hohen Stickoxid-Werte in den Städten rasch senken. Fahrverbote werden überflüssig, die oft noch neuwertigen Dieselautos erleiden keinen drastischen Wertverlust.
Dass die Hardware-Nachrüstung im Alltagsbetrieb den Schadstoffausstoß sehr stark reduziert, haben zahlreiche Tests nachgewiesen. Nicht nur die Anbieter der Katalysatoren prüfen ihre Systeme auf der Straße. Auch der ADAC und andere Autoclubs haben durch eigene Untersuchungen herausgefunden, wie effizient diese Abgasreinigung arbeitet. Innerhalb der neuen Groko trommelt Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) für diesen Weg. Offenbar mit Erfolg.
Bleibt die Frage nach den Kosten. Bislang ist die Autoindustrie nur bereit, sich mit ein paar hundert Millionen Euro an den ziemlich nutzlosen Software-Updates für ältere Diesel-Pkw zu beteiligen. Offenbar will die Bundesregierung die Autobauer davon überzeugen, fünf Milliarden Euro in einen Fonds zu zahlen. Viel Glück dabei. Zwingen kann Berlin die Unternehmen nämlich nicht, denn die Dreckschleudern sind mit gültigen Zulassungen unterwegs, weil die Politik viel zu lasche Vorgaben gemacht hat. Bei geschätzten Kosten von zehn Milliarden Euro für die Nachrüstung von fünf Millionen Autos wird es also ohne Steuergeld nicht gehen. Aber das ist gerechter, als die Dieselfahrer zahlen zu lassen.