Kommentar Meinung: Fahruntüchtigen Senioren sollte Führerschein entzogen werden
"Eine Verbindlichkeit mag für viele schmerzhaft sein, doch ist sie für mehr Sicherheit im Straßenverkehr notwendig. Freiwillig geben nur die wenigsten ihren Führerschein ab." Ein Kommentar von Annette Ludwig.
Die Fragen sind hochemotional und bergen reichlich Konfliktstoff: Sollen Senioren ab einem bestimmten Alter zu Feedback-Autofahrten mit Experten verpflichtet werden? Sollen Sie gar je nach Ergebnis ihren Führerschein abgeben müssen? Die Mehrzahl der autofahrenden Senioren verneint diese Fragen. Sie fühlen sich in der Regel nach wie vor sicher am Steuer, berufen sich auf Erfahrung und langjährige Fahrpraxis. Viele fürchten auch um ihre Unabhängigkeit und Freiheit, wenn sie kein Auto mehr haben — und blenden daher eigene Unzulänglichkeiten aus. Das ist menschlich und nachvollziehbar. Viele Senioren argumentieren zudem zu Recht, dass auch sehr junge Menschen überdurchschnittlich viele Unfälle verursachen. Hier hat der Gesetzgeber aber mit dem begleiteten Fahren ab 17 und dem Führerschein auf Probe bereits reagiert.
Über 75-Jährige sind laut Statistischem Bundesamt an drei Viertel der schweren Unfälle, in die sie verwickelt sind, schuld. Viele Senioren hören oder sehen schlecht, ihr Reaktionsvermögen ist oft langsamer als bei jungen Menschen. Zudem hat der Autoverkehr in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. Die Anforderungen an den Fahrer sind deutlich größer geworden, im Stadt- wie im Autobahnverkehr.
Ein Kommentar von Annette Ludwig (Foto: Sergej Lepke)
Deshalb ist es richtig, wenn verbindliche Feedback-Autofahrten eingeführt werden, wie Experten sie fordern. Es sollte sogar die Möglichkeit bestehen, Menschen, die nicht mehr fahrtüchtig sind, den Führerschein abzunehmen. Denn diese Autofahrer gefährden nicht nur sich, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer. In der Schweiz ist seit den 1970er Jahren die medizinische Überprüfung der Fahrtauglichkeit für alle über 70-Jährigen Pflicht. Ein Führerscheinentzug ist möglich. Eine Verbindlichkeit mag für viele schmerzhaft sein, doch ist sie für mehr Sicherheit im Straßenverkehr notwendig. Freiwillig geben nur die wenigsten ihren Führerschein ab.