Meinung Schwarzfahrer - Mit Kanonen auf Spatzen

Der Ehrliche ist häufig der Dumme, so ist das im Leben. Das darf freilich kein Grund sein, nicht mehr ehrlich zu sein. Jeder Schwarzfahrer verursacht einen Schaden, den diejenigen ausgleichen müssen, die sich ordnungsgemäß ein Ticket kaufen — vor allem über steigende Fahrscheinpreise.

Das ist ein großes Ärgernis und keineswegs akzeptabel.

Schwarzfahrer jedoch ins Gefängnis zu stecken, erinnert an den alten Spruch, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Der Aufwand der strafrechtlichen Verfolgung ist immens. Für die Polizei, für die Justiz. Und einmal eingebuchtet, verursacht der Delinquent auch noch erhebliche Kosten im Knast. Die Entkriminalisierung des Schwarzfahrens ist daher richtig, es gibt andere Delikte, für die eine Haftstrafe angemessen ist, aber nicht für die Nutzung von Bahn oder Bus ohne gültigen Fahrausweis. In der Regel trifft es sowieso diejenigen, die wenig haben, die sich also ein Ticket nicht leisten können. Auch wenn einige Schwarzfahrer eine sportliche Herausforderung darin sehen dürften, möglichst den Kontrollen zu entgehen oder es den Verkehrsbetrieben mal zu zeigen.

Das Problem lässt sich auch ganz einfach aus der Welt schaffen, andere Städte sind da ein gutes Vorbild: In London oder Madrid zum Beispiel gelangt man ohne gültiges Ticket gar nicht erst an die Bahngleise. Soll heißen, die Einrichtung von Zugangskontrollen ist der beste Weg, um Schwarzfahrten effektiv zu verhindern, die Ehrlichen zu schützen und unter dem Strich auch die Strafjustiz zu entlasten.

Warum das nicht geschieht, liegt freilich auf der Hand: Es sind die Kosten und damit betriebswirtschaftliche Erwägungen, die die Verkehrsbetriebe davon abhalten. Doch das ist nicht hinzunehmen. Der Steuerzahler darf nicht als Lückenbüßer herhalten und der Schwarzfahrer nicht als Krimineller stigmatisiert werden, nur weil die Anbieter partout ihre Systeme nicht verbessern wollen.