Eine sehenswerte Hommage an das geliebte Pferd
„Pferde“lautet der Titel der Sonderausstellung, die jetzt im Neanderthal Museum zu sehen ist.
Sein Königreich für ein Pferd hat Richard III. geboten, so sehr wusste er die guten Dienste der galoppierenden Geschöpfe zu schätzen. Dieser Klageruf verhallte als eine nur winzige Episode der seit tausenden Jahren anhaltenden Symbiosen zwischen Menschen und Pferden. Tiefe Einblicke in dies schicksalhafte Verhältnis ermöglicht die aktuelle Sonderausstellung des Neanderthal Museums.
Den Schwerpunkt der Schau setzen Fotografien des französischen Bildkompositeurs Yann Arthus-Bertrand. Inspiration zur Perspektive für seine weltbekannt gewordenen Draufsichten des Bildbandes „Die Welt von oben“ kam ihm beim Überfliegen der Tierkolonien von Kenia per Heißluftballon. Zur Erstellung der Pferdeportraits blieb er ganz erdnah und hinterkleidete jedes Bild in den exotischen, aber angestammten Umgebungen mit einem ockerfarbenen Tuch. Im Stile des konzentrierten Helldunkels eines Caravaggio enthüllt sich damit ungehemmte Schönheit.
Gerne wäre der Künstler zur Eröffnung der Exposition ins Neanderland gekommen. Terminliche Verpflichtungen hielten ihn davon ab. Das zumindest seine Werke den Weg zum berühmten Fundort fanden, verdankt sich der Beharrlichkeit der Expertin für Naturfotografien, Juliane Markgraf, die diese Ausstellung nach Deutschland vermittelt hat. Vor einigen Jahren hatte sie den zur Ausstellung gehörenden Bildband für sich entdeckt: „Es sind die schönsten Pferdebilder, die ich kenne. Sie haben mich nie losgelassen. Ich habe so lange gebohrt und gebaggert, bis ich die Schwester von Monsieur Arthus-Bertrand geknackt hatte und die Franzosen zugestimmt haben.“
Der stellvertretenden Direktorin Dr. Bärbel Auffermann gelang es, anhand kostbarer Leihgaben anderer Museen, in einem weiterführenden Teil die kulturhistorische Bedeutung der heutigen Einhufer und ihrer Vorfahren zu beleuchten. Frühe Funde, kleinteilige Kunstwerke und geheimnisvolle Gebrauchsrelikte erzählen die unglaublichsten Geschichten, wie jene, dass alle domestizierten Pferde von nur einem einzigen Wildhengst abstammen. Damit das Museum lebendig erlebbar wird, hat die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Julia Ackerschott ein abwechslungsreiches Begleitprogramm entworfen. Eingebunden wurde selbstredend auch das nahe Eiszeitliche Wildtiergehege.
Für das Frühjahr wird Fohlennachwuchs erwartet, von dem Hegemeisterin Gabriele Meiser an drei Führungsterminen berichten wird. Alle drei Macherinnen der Ausstellung offenbaren sich wie selbstverständlich als passionierte Reiterinnen.
Auffermann: „Es gibt kaum eine Frau, die nicht reitet.“ Augenzwinkernd ergänzt Markgraf: „Die Frauen laufen den Männer eher davon als den Pferden.“ Auf einem besonders expressiven Foto ist der Däne Bent Branderup, auf seinem königsstolzen Frederiksborger Valiceur Hengsbo reitend, zu sehen. Er wird vor Ort am Freitag, 22. Mai, um 18 Uhr einen Vortrag halten.