Erkrath: Bruchbude wird Schmuckstück

Die Sanierung macht große Fortschritte. Unter dem Dach machte die Besitzerin eine besondere Entdeckung.

Erkrath. Zwei Mittelklasselimousinen lässt Katja Bander derzeit in den braun-beigefarbenen Erdschichten vor dem Bahnhof Alt-Erkrath versenken. Die Metapher vom tief gelegten Familienstolz steht für schlanke 60 000 Euro, die irgendwann auf Nimmerwiedersehen unter einer Asphaltdecke verschwinden.

Schocken lässt sich die Besitzerin des 102 Jahre alten Bahnhofgebäudes von der Nachricht, Kanalrohre und Stromnetz komplett erneuern zu müssen, nicht. "War zwar nicht eingerechnet, muss aber gemacht werden. Und später sieht es nicht mal jemand", fügt sie schmunzelnd hinzu. Die Erneuerung des Daches wird eben um ein paar Jahre verschoben. "Dicht ist es ja."

Wer jetzt meint, die Geschäftsfrau überlasse die Sanierung ihrer Immobilie dem Fluss des Zufalls, liegt gründlich daneben. Vielmehr akzeptiert sie das Unabänderliche, um alles innerhalb ihres Einflussbereichs umso intensiver zu gestalten - wie den Innenbereich im Erdgeschoss, wo jede der weiß gestrichenen Wände den Wandel von der Bruchbude zum Schmuckstück zur Schau trägt.

Und obwohl noch alle Fenster mit Schutzfolie verklebt sind, zwischen obligatorischem Staub Zementsäcke, Kartons mit Fliesen und Arbeitsgerät den Boden belagern, stellen die weiß und indigoblau gefliesten Sanitärräume ebenso wie das original Bullauge in der Außentüre der östlichen Stirnseite des Bahnhofs klar: Geschmack ist vorhanden.

Diese Vermutung wird beim Blick auf den Eingangsbereich hinter der Haupttüre zu Gewissheit. Mehmat Demir ist gerade damit beschäftigt, Matten mit aufgeklebten Kieselsteinen auszulegen. Dass der Marmor für die Toiletten vom 8000er-Berg K2 im chinesischen Karakorum stammt, will Bander als Ergebnis eines günstigen Zufalls und nicht ausgelebten Snobismus’ verstanden wissen. Es ist ihr zu glauben.

Wann Bürger ihr Urteil zur Renovierung abgegeben können, lässt Bander offen. "Wenn’s fertig ist, öffnen wir." Gemeint ist das Café und ein Shop für Nippes und Kunst, für Sinnvolles und sinnentleert Schönes.

Noch viel Arbeit wartet in den oberen Stockwerken - dort, wo Bander eine Bibliothek für ihre 10 000 gesammelten Bilderbücher einrichten wird und wo zwei Wohnungen entstehen. "Eine davon ist bereits vermietet", sagt sie. Der Installateur konnte nicht widerstehen. Auch ein Mann mit Fantasie.

Ein Schmuckstück ganz besonderer Art liegt, trocken wie ein Besen, unter den Dachschrägen. "Als wir die entfernt haben, kam der Richtbaum zum Vorschein." Der ist 102 Jahre alt und nach Banders Einschätzung mumifiziert. "Er bleibt, wo er ist." Nicht alles wird erneuert.