Erkrath: Die Erfinderin des Lesecafés bringt Kultur zu den Menschen

Elke Nußbaum hat zahlreiche Kulturreihen ins Leben gerufen. Von der Stadt würde sie sich mehr Unterstützung wünschen.

Erkrath. "Kultur braucht einen wachen Geist. Zum Beispiel Ihren!" Dies ist einer der Aufrufe von Elke Nußbaum. Durch ihr Engagement wurden Kulturprojekte wie das Literaturcafé, das Lesecafé, das Kulturcafé, Kultur auf Rädern und die Kulturgruppe ins Leben gerufen.

Obwohl die ehemalige Lehrerin alle unterschiedliche Schwerpunkte setzen, haben sie doch eines gemeinsam: "Sie sollen den Menschen Kultur näher bringen und vor allem die Gemeinschaft fördern", erklärt die 71-Jährige.

Doch was verbirgt sich hinter diesen Projekten? Das Literaturcafé hat das Motto "Runter vom Sofa" und kann freitags von 16 bis 18 Uhr in der Stadtbücherei besucht werden. Am ersten Freitag im Monat findet dort ein Spielenachmittag statt.

Da sich dort jedoch momentan nur über 50-jährige Besucher einfinden, wird sich in den kommenden beiden Monaten eine Gruppe von zwölf- bis dreizehnjährigen Jugendlichen der Erkrather Realschule hinzugesellen, um den Austausch zwischen Alt und Jung zu fördern. "Die Bereitschaft ist auf beiden Seiten sehr groß, denn auch Jugendliche spielen sehr gerne Gesellschaftsspiele. Jetzt muss man probieren ob es geht oder nicht geht", erklärt Elke Nußbaum.

Das Lesecafé findet immer am ersten Montag im Monat von 14.30 bis 16 Uhr statt. Dort befasst man sich mit Themen aus Literatur, Kunst, Kulturgeschichte und Geschichte in Form von Vorträgen oder Texten, die gemeinsam gelesen werden.

Das Kulturcafé ist eine Kooperation zwischen VHS Erkrath, Stadtbücherei Hochdahl und kulturengagierten Erkrathern und das einzige Programm, bei dem Eintritt (bis zu zehn Euro) verlangt wird. Dort finden regelmäßig Autorenlesungen statt und oft treten Musiker auf.

Durch das Projekt Kultur auf Rädern "wird Kultur zu den Menschen gebracht, die geistig und körperlich nicht mehr in der Lage sind zur Kultur zu kommen", erzählt Nußbaum, die solche Menschen mit einem 70er-Jahre-Koffer besucht. Daraus kann sich jeder einen Gegenstand aussuchen und erzählen, was für Erinnerungen er damit verbindet. Anschließend erzählt Elke Nußbaum Märchen.

Die Kulturgruppe trifft sich alle 14 Tage mittwochs von 10.30 bis 12 Uhr im evangelischen Gemeindehaus St. Heide, um über besuchte literarische Veranstaltungen zu sprechen. Über diese werden sie durch einen von Elke Nußbaum alle zwei Monate erstellten Terminplan informiert. "Bei allen Kulturprojekten bildet sich zwar ein Stamm heraus, der immer kommt, doch sind Kulturfreudige jederzeit willkommen", lädt sie ein.

Große Anerkennung für ihr bürgerschaftliches Engagement bekommt Elke Nußbaum durch die Besucher ihrer Projekte, doch ist sie unglücklich mit dem Interesse der Stadt an ihrem kulturellen Programm: "Ich mache das alles zwar zunächst einmal für mich, weil ich selbst Freude daran habe und gerne etwas mit anderen für andere mache. Doch fehlt mit eine offizielle Anerkennungskultur seitens der Stadt Erkrath, da sich weder jemand von der Verwaltung, noch von der Politik dafür zu interessieren scheint."

Und auch der regelmäßige Besucher Karl Heinz Kerber sieht das Engagement Nußbaums nicht genug gewürdigt: "Ich wüsste gar nicht, welche Kulturprojekte es noch geben sollte, wenn sie sie nicht mehr machen würde. Die sind ja alle von ihr befruchtet und angetrieben."

Und er fügt anerkennend hinzu: "Mit Literatur und Lyrik und den ganzen Dichtern konnte man mich früher jagen, doch seit ich diese Veranstaltungen besuche habe ich erst gemerkt, wie interessant diese Sachen sind. Ich kann nur jedem empfehlen: Geh’ hin und lass’ dir was erzählen."