Erkrath: Fasten und spenden - Suppe für ein reines Gewissen

Einmal im Jahr lädt die Ökumenische Initiative Dritte Welt zu magerer Kost ein und sammelt für Hilfsprojekte in Haiti.

Erkrath. Auch wenn strenges Fasten in der Zeit vor Ostern selten geworden ist, verzichten immer noch viele Gläubige bewusst auf die Kleinigkeiten im Alltag und versuchen, bewusst zu leben.

Um auf Hunger und Leid in anderen Teilen der Welt aufmerksam zu machen, veranstaltet die Ökumenische Initiative für die Dritte Welt jährlich ein Fastenspendenessen im Pfarrhaus von St. Johannes der Täufer mit Spendensammlung für medizinische Projekte in Haiti.

Gestern wurde eine selbst gemachte Frühlingssuppe ohne Fleischeinlage ausgeteilt. Der Hintergrund sei die "Solidarität mit Haiti", sagte der Vorsitzende der Initiative, Bernd Roland. "Wir müssen uns bewusst werden, wie privilegiert wir sind. Wir gedenken nicht nur der Nöte der Menschen, sondern auch deren Ursachen", so Roland. Um die Lage in Haiti zu verdeutlichen, hielt Margit Wichelmann einen mit Bildern untermalten Vortrag über das Land.

Die Hilfe für Haiti und das Fasten waren während des Essens gleichsam ein Thema. Aufgewachsen in einer katholischen Familie, fastet Josef Neudecker regelmäßig. Doch bedeuten ihm die Wochen weniger körperlichen Verzicht, sondern vor allem "sich zurückzunehmen und auf Gewohnheiten zu verzichten".

So bleibt der Fernseher häufiger als sonst ausgeschaltet, das Auto wird seltener aus der Garage gefahren.

Strenge Fastenregeln gibt es bei Hannelore Heß nicht. "Ich überlege mir, was ich tun kann, um bewusster zu leben. Jeden Abend prüfe ich mich selbst." Dazu gehört für sie auch neben dem Verzicht des alltäglichen Luxus wie Fernsehen auch eine gesündere Ernährung.

Obwohl im evangelischen Glauben das Fasten nicht so streng vorgegeben ist wie im katholischen, verzichtet Rita Fink in der vorösterlichen Zeit auf Schokolade und Alkohol. Als Mitglied des Ladens für Haiti unterstützt sie die Initiative nicht nur wegen der Spenden: "Ich finde es schön, dass sich hier beide Glaubensrichtungen austauschen können." Zudem sei das Essen ein Zeichen, dass eine einfache Suppe reicht und es nicht immer der Sonntagsbraten sein muss.

Auch Barbara Cocu befürwortet die Idee des Fastens. "Der Verzicht macht sensibel, so dass die eigenen Verhaltensweisen überprüft werden können," betont sie. "Der Gedanke zu Fasten ist auch da, aber bei mir geht es nicht", räumte Cocu Mängel bei der praktischen Umsetzung ein.

Sie engagiert sich sehr für Haiti und war vor drei Jahren dort. Beim all dem Elend habe sie die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit erreicht, sagte sie. Cocu möchte sich auch weiter engagieren und noch einmal hinfliegen, doch "momentan ist die politische Situation zu gefährlich".