Erkrath: Hilfe für Familien - Die Lotsen gehen an Bord

Mit einem neuen Konzept – dem Lotsenführer – will das Jugendamt Kindern mit Problemen besser helfen. Durch das Lotsenmodell werden die Kindergärten laut Jugendamtsleiter Uwe Krüger zu Familienzentren ausgebaut.

Erkrath. Wenn Kinder morgens hungrig in den Kindergarten kommen, ungepflegt aussehen oder meinen, Konflikte durch das Werfen von Bauklötzen lösen zu können - dann gehen künftig die Lotsen an Bord der jeweiligen Familie. Die Verwaltung stellte gestern den so genannten Lotsenführer vor. Er soll die Erzieherinnen in den 21 Kindertagesstätten im Stadtgebiet in die Lage versetzen, kompetente Hilfsangebote machen zu können. In der Kladde aufgelistet sind neben Biografien der Kindergärten selbst alle Beratungsstellen und Bildungswerke in der Stadt.

"Wenn es ein Problem gibt, kann die Erzieherin nachschlagen, wer Hilfsprojekte anbietet", sagt Andrea Lademann-Kolk, die städtische Jugendschutzbeauftragte. Das kann das Fitnessprogramm für übergewichtige Kinder ebenso sein wie der Anti-Aggressionskurs für Schläger.

"Es geht doch darum: Für viele Eltern ist die Hemmschwelle zu hoch, zum Jugendamt zu gehen, um sich über Angebote zu informieren", so Jugendamtsleiter Uwe Krüger. Durch das Lotsenmodell würden die Kindergärten zu kleinen Familienzentren ausgebaut. "Die Erzieherinnen sollen die Väter und Mütter an die Hand nehmen und ihnen zeigen, wo ihnen und ihren Kindern geholfen werden kann." Die Hemmungen, solche Angebote anzunehmen, seien deutlich geringer als der Gang zum Amt.

Bürgermeister Arno Werner bewertet die Kindergärten als "riesiges Diagnostikzentrum, wo unter sachkundigen Augen alles gesehen wird". Rund 1500 Kinder besuchen Tagesstätten. Verglichen mit dem medizinischen Versorgungsmodell sei die Erzieherin die Hausärztin, die darüber entscheidet, ob sie das Problem selbst lösen kann oder aber einen Facharzt hinzuziehen sollte.

Die Vertreter des Jugendamtes betonten, dass es nicht um Fälle geht, wo Kinder sich selbst überlassen werden, weil die Eltern ein Drogen- oder Alkoholproblem haben. "Wir sprechen hier von den kleineren Schwierigkeiten bei der Erziehung", so Lademann-Kolk. Dem neuen Modell liege die Erfahrung zugrunde, "dass Prävention besser ist, als wenn man dann handeln muss, wenn es bereits brennt."

Mittelfristig soll eine Vernetzung der Bildungswerke und Beratungsstellen erreicht werden, um die Angebote besser abstimmen zu können.