Erkrath: Jedes dritte Kind ist bedürftig

Von 400 Kindern, die nach dem Unterricht betreut werden, bezahlt die Stadt für 130 künftig das Mittagessen.

Erkrath. Die Zahl stammt aus dem Jahr 2001. Am 31. Oktober wurde die Tafel gegründet. Nachdem die Initiatorin erfahren hatte, dass in Erkrath 20 Prozent der Bevölkerung am Existenzminimum oder darunter leben, hielt sie den Zeitpunkt des Handelns für gekommen. Dazu passt, dass Erkrath vor sieben Jahren - gemeinsam mit Monheim - im Kreis Mettmann die Stadt mit der höchsten Quote an Sozialhilfeempfängern war.

Trotz neuer Begrifflichkeiten wie Hartz IV hat sich seitdem wenig geändert. Das verdeutlicht eine Zahl, die jetzt von der Verwaltung vorgelegt wurde: Von den rund 400 Kindern, die das Betreuungsangebot an einer der acht Grundschulen wahrnehmen, kommen 130 aus bedürftigen Familien. Als solche gelten Asylbewerber, Hartz IV- und Sozialhilfeempfänger. Allein die Grundschule Sandheide hat dem Schulamt 50 Kinder gemeldet, die unter diese Kategorie fallen.

Ein Euro bleibt an den Eltern hängen. "Das halten wir für vertretbar, weil die Eltern ja auch dann fürs Essen der Kinder bezahlen müssten, wenn die nicht in der Schule essen würden", sagt Ulrich Schwab-Bachmann, der Leiter des Schulamts.

Rund 16 000 Euro ist die Stadt bereit, ab sofort für das Sättigungsgefühl bei 175 Kindern auszugeben - zu den 130 Grundschülern kommen 20 Schüler der Friedrich-Fröbel- sowie 25 der Albert-Schweitzer-Hauptschule. Diese Unterstützung geht auf eine Initiative der SPD zurück, die die Verwaltung auf das Projekt der Landesregierung mit dem Titel "Kein Kind ohne Mahlzeit" hingewiesen hatte.

Ob tatsächlich alle Kinder aus armen Elternhäusern unterstützt werden, darf allerdings bezweifelt werden. Während Schwab-Bachmann sagt, "dass die Erfassung der Kinder Aufgabe der Schule war", verweist Schulleiterin Heinz auf die Grenzen der Recherche: "Wir können ja die Eltern nicht auffordern, uns mitzuteilen, was sie verdienen."

Außerdem weiß Schwab-Bachmann von Fällen, in denen die Eltern zwar bedürftig sind, "sich das Geld aber lieber vom Mund absparen, statt um Unterstützung zu bitten".