Erkrath: Schulsport verärgert Vereine
Ganztagsunterricht: Die Klagen über weniger Hallenzeiten seit Einführung des Ganztagsbetriebs häufen sich.
Erkrath. Seit 2005 gibt es in Erkrath an allen Grundschulen den offenen Ganztagsunterricht. Nun kommen die weiterführenden Schulen hinzu. Immer mehr Kinder müssen daher über längere Zeit beschäftigt werden. Für Erkraths Sportvereine ist dies nicht die Freude, denn auch Turnhallen zählen zu den Aufenthaltsorten der Schüler. Die Konsequenz: Trainingszeiten verschieben sich, Einheiten fallen aus, und manche Mitglieder melden sich aus Zeitgründen aus dem Verein ab.
Das Problem hat auch den TuS Erkrath erreicht: "Wir haben zum Beispiel freitags in der ersten halben Stunde nur ein Drittel der Halle zur Verfügung", sagt Claudia van Bernem, stellvertretende Abteilungsleiterin für Handball und Trainerin der ersten Damenmannschaft, die dienstags und freitags in der Sporthalle Heinrichstraße trainiert.
Dadurch, dass sich wegen der Schule die Trainingszeiten der Jugendlichen nach hinten verschieben, kommen Erwachsene erst spät abends zum Zuge. "Manchmal ist das letzte Training bis 22.15 Uhr", sagt van Bernem. Nicht optimal sei die Hallenteilung auch für das Aushängeschild der Handballabteilung - die erste Herrenmannschaft teilt sich als Verbandsligateam die Halle mit der zweiten Mannschaft.
Auch der TSV Hochdahl stöhnt. "Es gibt weniger Hallenplätze als Bedarf", sagt Günther Grassberger, Organisator Sport des TSV. In jüngster Zeit häuften sich Abmeldungen von jungen Sportlern, die auf den offenen Ganztag zurückzuführen seien. Die Schüler sind laut Grassberger überfordert. "Bei manchen hat man das Gefühl, sie arbeiten mehr als ihre Eltern."
"Es war uns versprochen worden, dass die Schüler um 16 Uhr Schluss machen", erinnert Grassberger. Im ersten Jahrgang seit Einführung des offenen Ganztags am Gymnasium Hochdahl habe das gerade noch funktioniert. Grassberger äußert aber Bedenken, dass Schüler künftig Zeit für Schule und Sportverein finden.
Der Amtsleiter für Schule, Kultur und Sport, Ulrich Schwab-Bachmann, ist davon überrascht. "Wir haben keine Anträge vorliegen und auch niemanden auf der Warteliste für Mannschaften, die Hallenzeiten wollen", sagt er. "Deshalb denke ich, die Nachfrage sollte befriedigt sein." Schwab-Bachmann kann aber nachvollziehen, dass seit Einführung des offenen Ganztags viele Kompromisse gemacht werden müssen: "Es kommt zu Verschiebungen in den Trainingsplänen."
Durch Kooperationen zwischen Schulen und Sportvereinen seien Übungszeiten zusammengelegt worden. Durch die Bevölkerungsentwicklung sei in Zukunft mit sinkenden Schülerzahlen zu rechnen, weshalb es nichts bringe, eine neue Halle zu bauen. "Im Verhältnis zu anderen Städten haben wir ein gutes Angebot", sagt Schwab-Bachmann. Denn: "Zuerst wollten manche Schulen für den offenen Ganztag sogar bis 17 Uhr über die Sporthallen verfügen. Das haben wir abgelehnt."