Haan: Rennstrecke im Wohngebiet
Verkehr: Anwohner der Gräfrather Straße klagen über Blechlawinen und rasende Autofahrer.
Haan. "Entweder es wird gerast, oder es schiebt sich eine Blechlawine über den Asphalt - Auto an Auto", sagt Melanie Schwarz kopfschüttelnd. "Das geht schon seit drei Jahren so." Und zwar seitdem die Gräfrather Straße im Rahmen des Lückenschlusses der Landstraße 357n und der direkten Anbindung Solingens an die Autobahn 46 zurückgebaut und dabei stufenweise von 7,5 auf 5,5 Meter Breite verengt wurde. Gleichzeitig hat der Landesbetrieb Straßen NRW die Gräfrather Straße in den Besitz der Stadt Haan übergeben.
"Eigentlich ist unsere Straße ja nur noch eine Anliegerstraße und von daher für den Durchgangsverkehr tabu", sagt Melanie Schwarz. Außer ihr und den anderen Anwohnern sowie Nutzern des Park-and-Ride-Parkplatzes dürfte dort kein Fahrzeug fahren. "Da hält sich aber keiner dran - trotz Hinweisschild", sagt sie schon fast verzweifelnd.
"Zahllose ortskundige Autofahrer nutzen die Straße trotzdem als Schleichweg. Doch obwohl wir mehrfach bei der Stadt vorgesprochen und sogar Unterschriften gesammelt haben, hat sich an der gesamten Situation nichts geändert", sagt Schwarz. "Das Einzige, was von städtischer Seite tatsächlich mal passiert ist, war das Aufstellen einer Geschwindigkeitstafel - eine Woche vor den Sommerferien für ganze fünf Tage."
Denn das ist das zweite große Problem der trotz Rückbau gut einsehbaren Gräfrather Straße: Wenn sie zu Stoßzeiten nicht verstopft ist, wird sie gerne als Rennstrecke missbraucht. Die Anwohner hatten beispielsweise an Bodenschwellen in Höhe der Mehrfamilienhäuser gedacht oder zumindest an ein paar Pflanzenkübel. "Die kosten mit Sicherheit nicht die Welt", glaubt Schwarz: "Ihre Wirkung würden sie aber nicht verfehlen."
Dass auf der Gräfrather Straße zu Stoßzeiten "mächtig was los ist", weiß man auch bei der Stadt. "Das Problem ist uns bekannt", bestätigt Tiefbauamtsleiter Guido Mering: "Sowohl, dass die Anliegerstraße als Schleichweg missbraucht wird als auch, dass die Straße zum Rasen verleitet."
Letzterem werde die Polizei jetzt verstärkt nachgehen. "Für den fließenden Verkehr ist die Polizei zuständig. Und ich weiß, dass sie künftig verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durchführen wird", so Mering. Und zwar nicht nur einmal, sondern mehr oder weniger regelmäßig - "so dass die Raser jederzeit damit rechnen müssen, geblitzt zu werden", sagt Mering.
Was bauliche Veränderungen angeht, erteilt der Amtsleiter zum Beispiel Bodenschwellen eine Absage. "Von solcherlei Installationen haben uns die Rettungsdienste dringend abgeraten", hat Mering erfahren. Auch Pflanzenkübeln steht er skeptisch gegenüber: "Ob sie potenzielle Raser abschrecken, ist zu bezweifeln.
Sie könnten durch den Slalomparcours sogar noch animiert werden." Außerdem, so der Experte, "muss bei Gegenverkehr in Höhe der Blumenkübel ständig abgebremst, vielleicht sogar gestoppt und wieder angefahren werden. Das wäre zwangsläufig mit zusätzlichen Fahrgeräuschen verbunden."