Erkrath: Trittsicher über die Kreuzung
Nach den Ferien müssen viele Kinder erstmals alleine zu Fuß zur Schule gehen. Der Kindergarten Lummerland hat am Verkehrstraining der Polizei teilgenommen.
Hochdahl. Autos, Ampeln, Fahrräder: Kindern fällt es schwer, die Gefahren im Straßenverkehr abzuschätzen. Das wird aber spätestens dann wichtig, wenn die Schule vor der Tür steht. Guido Müller, Polizist im Kreis-Kommissariat für Vorbeugung, hat deswegen mit den Sechsjährigen der Kindertagesstätte Lummerland in Erkrath trainiert. In einem Gespräch mit unserer Zeitung erzählt er, warum Kinder heranfahrende Autos später wahrnehmen und wie Eltern ihnen helfen können, sich im Straßenverkehr zurecht zu finden. Welche Situationen im Straßenverkehr verlangen den Kindern am meisten ab?
Guido Müller: Eine Ampelkreuzung mit Abbiegeverkehr ist für die Kinder am schwierigsten. Innerhalb von sechs Sekunden müssen sie sich entscheiden, loszugehen. Eigentlich denkt man, dass eine Ampel den Kindern hilft, über die Straße zu kommen. Ihnen fällt es aber viel leichter, eine hin und wieder befahrene Straße ohne Ampelschaltung zu überqueren. Inwiefern erschwert der Abiegeverkehr den Kindern das Überqueren?
Guido Müller: Wenn die Ampel grün zeigt, glauben Kinder, dass nichts mehr kommt und sie gehen können. Dieses Verständnis stellt der Abbiegeverkehr auf den Kopf. Deshalb gilt für Autofahrer: Zügig um die Ecke fahren und dann halten. Ein Auto, das langsam um die Ecke kriecht, ist Gift für die Kinder. Denn die laufen nicht los, bevor das Auto steht. Aus welchen Gründen haben Kinder an heranfahrenden Autos mehr zu knacken, als Erwachsene?
Guido Müller: Das hängt mit ihrer Entwicklung zusammen. Zunächst einmal sind sie einfach kleiner, und ihr Blickwinkel ist auf ein Drittel gegenüber dem eines Erwachsenen beschränkt. Folglich nehmen sie ein heranfahrendes Auto später wahr. Dieser reduzierte Blickwinkel erklärt auch, warum Kinder ihren Kopf so stark hin und her drehen, bevor sie über die Straße gehen. Und auch das Richtungshören funktioniert bei ihnen nicht. Sie hören, dass sich ein Auto nähert, können aber nicht einordnen woher und laufen erst gar nicht los.
"Rechts und links: Das ist für Kinder ein Buch
mit sieben Siegeln."
(Guido Müller, Polizist) Welche typischen Fehler beobachten Sie bei Eltern, wenn es um das Verkehrssicherheitstraining geht?Guido Müller: Oft wissen sie eben nichts über die entwicklungsbedingten Einschränkungen ihres Kindes. Das führt dazu, dass sie es hoffnungslos überfordern. Deswegen ist es auch so wichtig, dass sich Eltern an unseren Verkehrserziehungsprojekten beteiligen oder einfach anrufen, wenn sie Fragen haben. Welche Tipps haben sie also für Eltern, um ihr i-Dötzchen sicher für den Straßenverkehr zu machen?
Guido Müller: Üben, üben, üben. Die Sommerferien sollte man nutzen. Dabei ist es wichtig, nicht irgendwelche Strecken abzulaufen, sondern solche, die das Kind alltäglich braucht. Spezielle Übungssituationen sind nicht sinnvoll. So sollte man den Ampelverkehr auch nur trainieren, wenn er auf dem Schulweg auftritt. Am besten ist es, wenn das Elternteil sich von dem Kind führen lässt - nicht umgekehrt. Was man wissen sollte: Rechts und links - das ist für Kinder ein Buch mit sieben Siegeln. Eltern sollten lieber sagen: "Guck dahin, woher die Autos kommen können." Wie alt sollte das Kind sein, damit das Training Sinn macht?
Guido Müller: Grundsätzlich natürlich mit Vorschulkindern. Aber man kann auch schon ab vier Jahren anfangen. Gibt es Regeln, die Kinder vor Unfällen bewahren können?
Guido Müller: Ja, sie sollten vor allem nicht zu nah an der Straße stehen. Eine Grenze: Füße haben auf dem Bordstein nichts zu suchen. Wie häufig sind Kinder in Erkrath in den vergangenen Jahren in Unfälle verwickelt gewesen?
Guido Müller: Als Fußgänger glücklicherweise gar nicht. Und auch verkehrstote Kinder überhaupt hat es länger nicht mehr gegeben. Wenn Kinder zu Schaden kommen, dann häufig als Mitfahrer. Das liegt dann oft daran, dass die Eltern die Kindersitzanleitung nicht richtig gelesen oder sich selbst irgendetwas gebastelt haben.