Erkrath: Wertvolles zum Nulltarif

Anette Schönfeld bietet im Familienzentrum kostenlose Betreuung von Kleinkindern an.

Erkrath. Kein anderes Angebot in Erkrath kann das bieten, was Anette Schönfeld im katholischen Familienzentrum Hochdahl auf die Beine gestellt hat. Die Krabbelgruppen der 29-jährigen Mutter sind nicht nur für jeden offen, sondern auch - und das ist das Besondere - kostenlos.

Dabei startete das Projekt der Sozialpädagogin gar nicht so verheißungsvoll. Als ihre erste Tochter geboren wurde, kam ihr die Idee, eine offene Gruppe für Unter-Dreijährige einzurichten. Nur sechs Mütter mit Kind meldeten sich, obwohl das Angebot auch damals schon keinen Cent kosten sollte. Das Problem, so Schönfeld, sei der Raum gewesen: vier Wände, Stühle und ein kalter Linoleum-Boden. "Das hat viele abgeschreckt."

Als die Erkratherin erfuhr, dass es im Pfarrzentrum Heilig-Geist einen ungenutzten Raum gibt, ergriff sie die Initiative. "Zusammen mit anderen Müttern und Vätern haben wir renoviert. Unterstützt wurden wir durch Sachspenden", erzählt Schönfeld.

Seit April 2007 gibt es das Angebot in den Räumlichkeiten an der Brechtstraße. Inzwischen treffen sich dort wöchentlich rund 40 Mütter mit ihren Kindern. "Auch Väter sind natürlich erlaubt. Es gab auch schon den Fall, dass die Oma als Vertretung eingesprungen ist."

Die Kurse bieten zweierlei Dinge: Einerseits können sich die Eltern bei den regelmäßigen Treffen austauschen, und andererseits lernen die Säuglinge schon vor dem Kindergarten Gleichaltrige kennen, knüpfen die ersten sozialen Kontakte ihres Lebens. Die Kinder seien dabei schnell vertraut miteinander, so die Organisatorin. Der Großteil der Teilnehmer sei nämlich regelmäßig dabei, obwohl die Gruppe "offen" ist.

Letzteres lässt sich über den Inhalt der Treffen nicht sagen. "Das Programm ist auf die Kinder ausgerichtet", sagt Schönfeld. Obligatorisch ist das Begrüßungslied, dann gibt es freies Spielen oder Sonderaktion wie das Malen mit Fingerfarben.

In der Montagsgruppe trällern die Kleinen polnische Lieder. Johannes Hoffmann vom Familienzentrum erklärt: "Das war ein Zufall. In einer Gruppe waren einfach viele Mütter mit polnischen Wurzeln." So entstand eine homogene Kleinkind-Gruppe, die mit polnischen Liedern ihren ersten Schritt in Richtung Zweisprachigkeit machten. Eine polnische Mutter leitet die Gruppe.

Auch die Erweiterung des Angebots auf fünf Tage in der Woche war, so Schönfeld, ein "Selbstläufer". Jede der Gruppen wird von einer Mutter ehrenamtlich geleitet. Pädagogische Vorkenntnisse sind vorhanden - aber kein Muss.

Auf diese Weise entstehen kaum Kosten. Die Mütter stellen ihre Aufsicht gratis zur Verfügung, bei kleineren Anschaffungen hilft sich die Gruppe untereinander aus. "Im Notfall fördert uns das Familienzentrum", sagt die Initiatorin.

Das System funktioniert. Für die Zukunft überlegt Schönfeld, ob es sich lohnt, das Angebot auch auf den Nachmittag auszudehnen - für Mütter, die Vormittags berufstätig sind.