Gruiten: Fischen geht das Wasser aus
Trockenheit: Die Teiche in Gruiten trocknen aus – und das hängt nicht nur mit der Hitze der vergangenen Wochen zusammen.
Gruiten. Gesund sieht das Wasser des Fischteichs, der direkt an dem beliebten Wanderweg zwischen Gruiten-Dorf und Winkelsmühle liegt, nicht aus. Es ist braun, Schlieren schwimmen auf der Oberfläche. Dem im Volksmund Stipsteich genannten Gewässer, in dem die 20Mitglieder des Angelvereins Gruiten regelmäßig Aale, Zander, Schleihen und Karpfen gefischt haben, fehlen Sauerstoff und frisches Wasser - und das schon seit vier Wochen. Mit Genehmigung des Kreises Mettmann darf der Verein zeitweise Wasser aus der Düssel pumpen, um Teich und Fische am Leben zu halten.
Eigentlich wird der Teich von der in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden und durch einen Damm abgetrennten Quelle Schragen gespeist. Doch die ist versiegt. Und die Düssel, die ganz nah vorbeifließt, führt sichtbar Niedrigwasser.
"Die Bäume stehen jetzt wie auf Stelzen in der Düssel", sagt Landschaftswächter Hans-Joachim Friebe. "Irgendwann verlieren die Bäume den Halt", befürchtet er und vermutet, dass mit dem Kalkabbau in Wuppertal-Hahnenfurth (Oetelshofen) das Versiegen der Quelle und das Austrocknen weiterer Gewässer einhergehen.
Denn für die Kalksteingewinnung müssen die Gruben von Grundwasser freigehalten werden. Der Fachmann spricht von Sumpfung. In der Grube Hahnenfurth wird bereits zehn Meter unter Normalnull gesumpft.
Ist es der mit dem Kalkabbau verbundene sinkende Grundwasserpegel, der zum Versiegen der Quelle geführt hat? "Wir haben hier ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren", sagt Berthold Overs, Wasserwirtschaftsingenieur beim Umweltamt des Kreises Mettmann. Denn das Grundwasser, das die Firma Oetelshofen für den Kalkabbau in ihren Steinbrüchen abpumpt, leitet sie in die Düssel ab.
"Die Düssel wird seit Jahren dadurch geprägt", sagt Wilfried Wächter, Abteilungsleiter beim Umweltamt der Stadt Wuppertal. Bevor die Kalkwerke Wasser in die Düssel fließen ließen, transportierte das Flüsschen 140 Kubikmeter in der Stunde. Heute sind es 500 bis 550 Kubikmeter pro Stunde. "Ohne dieses Wasser wäre die Düssel nur noch ein kleines Rinnsal." Ein Kubikmeter sind 1000 Liter Wasser.
Wächter vermutet, dass die Quelle Schragen von der Düssel gespeist wird. Denn nachdem es in der vergangenen Woche geregnet hatte, stieg auch der Pegel im Quellteich an. "Unser Fokus liegt auf der Witterung", sagt auch Overs. Aber ob der fehlende Niederschlag die Hauptursache für das Versiegen der Quelle und das Niedrigwasser in der Düssel ist, darauf will er sich nicht festlegen lassen. "Es könnte noch andere Gründe geben", sagt er.
Die Kalkwerke liegen im so genannten Gruiten Dornaper Massenkalkzug. Wilfried Wächter: "Dort, wo die Düssel den Kalkzug kreuzt, versickert ihr Wasser." Besserung verspricht Regen.