Haan: Kneipiers fürchten Rauchverbot
Wirte und der Landesvorsitzende des Nichtraucher-Schutzbundes diskutieren die Konsequenzen bayerischer Verhältnisse.
Haan. Die Haaner Gastronomen haben Angst vor baeyrischen Verhältnissen in NRW. Sprich: vor einem strikten Rauchverbot in allen Restaurants, Bars, Cafés und Eckkneipen. Peter Bulang, Inhaber der Stadtschenke, sagte: "Das wäre für uns das Aus." Seine Kollegen im Wirteverein Haan und Gruiten stimmten ihm zu.
Der Haaner Arzt Dr. Helmut Weber, Landesvorsitzender des Nichtraucher-Schutzbundes, der sich am Dienstag mit den Haaner Wirten zu einem runden Tisch traf, sah das freilich ganz anders.
"Das Rauchverbot bedeutet keinen Umsatzeinbruch für die Gastronomie", versprach er und bezog sich auf eine Publikation des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, das bei ihren internationalen Erhebungen zu eben diesem Fazit kommt.
Unter den Haaner und Gruitener Wirten konnte Weber damit nur Misstrauen und Gelächter ernten. Schließlich fühlen sich die Gastronomen noch von der letzten Raucherschutzänderung vom 1.Juli 2008 gebeutelt. Viele richteten einen untergeordneten Raucherbereich ein, um die qualmenden Gäste bei der Stange zu halten.
Brigitte Taschke, Vorsitzende des Wirtevereins, sagte: "Wir alle haben richtig investiert." So auch Inhaberin Sofia Papapetrou von den Friedrichstuben, die nach eigenen Angeben ihr Raumangebot für 30.000 Euro erweitert hat.
"Und wofür? Der Nichtraucher-Bereich ist fast immer leer", sagt die Griechin. Auch Wirt Bulang ist sicher, dass diese erste Gesetzesänderung seine Einnahmen nachhaltig negativ beeinflusst hat. Jetzt ist die Angst groß, dass auch in NRW noch konsequenter gegen Raucher vorgegangen wird und wie in Bayern sowohl Raucherräume als auch die Raucherclubs als Schlupflöcher h wegfallen.
Die Sorgen konnte auch Dr. Weber mit seiner Argumentation nicht nehmen: "Sie schließen doch jetzt 74 Prozent der Menschen aus, die Nichtraucher." Nichtraucherschutz bedeute im Endeffekt ein Umsatzplus. Die Wirte steuerten dagegen, dass oftmals gerade die Raucher zu den treuesten Kunden gehörten.
Christian Jäger, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) am Niederrhein, lieferte den Haanern Schützenhilfe: "Es wird doch deswegen keine Zigarette weniger geraucht. Nur woanders." Weber vertritt hingegen die Meinung, dass das strikte Glimmstängelverbot auch zum Umdenken in der Bevölkerung beitragen würde.
Die Diskussion blieb nicht immer sachlich. Zeitweise nahmen die Redner provokante Positionen ein. Etwa wenn Dr. Weber von der "Tabak-Nikotin-Drogen"-Industrie sprach und die Dehoga gleich als deren Speerspitze bezeichnete.
Doch auch Dehoga-Geschäftsführer Christian Jäger argumentierte polarisierend, als er versuchte, das Rauchen als Faktor Nummer Eins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs herunterzuspielen: "Der Hauptgrund für den Tod ist das Leben." Sollte wohl heißen: Sterben müssen wir alle.