Hochdahl: Immer mehr leben von der Tafel
Hilfsprojekt: 200 Erkrather werden Woche für Woche mit Lebensmitteln versorgt. Die Zahl der Spenden bleibt hoch.
Hochdahl. Es sind gut 100 Frauen und Männer, die jeden Dienstag und Freitag vor dem ehemaligen Schulgebäude an der Schmiedestraße darauf warten, gespendetes Essen abholen zu können. 2009 waren es noch zehn Prozent weniger, die das Angebot der Erkrather Tafel in Anspruch genommen haben.
"Seit Anfang des Jahres haben wir diese Zunahme registriert", sagt der Vorsitzende des Vereins Erkrather Tafel, Jürgen Mann, auf die Frage, ob sich die Wirtschaftskrise auch auf die Tafel auswirke. Auf die Großzügigkeit der Sponsoren habe die Krise keinen Einfluss gehabt.
120 Tonnen Lebensmittel erhält die Tafel im Jahr, zwei Tonnen gibt sie in der Woche aus. "Aber wenn jetzt noch einmal zehn Personen mehr pro Ausgabe kommen würden, könnte es eng werden", sagt Mann.
Dass die Zahl der Tafel-Kunden gestiegen ist, sorgt bisweilen auch für Unmut unter den Wartenden. "Bis zu 85 Minuten beträgt die Wartezeit", sagt Mann. Eine Abholerin aus Hochdahl, die auf ihrer Unterarmkrücke sitzt, gefällt das nicht: "Überall werden Behinderte bevorzugt. Hier nicht." Aber immerhin sitzt sie im Schatten, muss nicht in der prallen Sonne warten bis sie an der Reihe ist.
Ein Vorteil des neuen Standorts an der Schmiedestraße, den die Tafel im vergangenen Herbst bezogen hat. Davor war sie in einem Provisorium an der Sedentaler Straße untergebracht "Wir sind sehr zufrieden hier", sagt Mann. Und Vorstandsmitglied Beate Wirth ergänzt: "Hier ist alles frisch gestrichen."
Derweil warten immer noch Menschen auf Lebensmittel. Von der Regelung, gebrechliche Abholer oder solche, die ihre Kinder von der Schule heimbringen müssen, als erste zu bedienen, sei der Verein wieder abgerückt, so Mann. Zu viele hätten einen wichtigen Grund für ihre Eile genannt.
Deshalb wird die Reihenfolge ausgelost. "Ich hab’ das vierte Mal hintereinander eine hohe Nummer gezogen. Das finde ich nicht gerecht!", protestiert die Frau mit der Krücke. Ihren Namen will sie nicht gedruckt sehen, weil sie befürchtet, sonst von der Tafel ausgeschlossen zu werden.
Im Erdgeschoss der Schule geben die Helfer derweil die überall in Erkrath eingesammelten Lebensmittel aus. Bäcker spenden Brot, das sie nicht mehr zum Verkauf anbieten möchten, die Supermärkte stellen kistenweise Ware heraus, deren Haltbarkeitsdatum abläuft. Ist eine Warensorte im Überschuss vorhanden, wird mit den Tafeln der Nachbarstädte geteilt. Für die frischen Sachen hat der Verein seit vergangenen Herbst ein Kühlhaus.