Haan: Das Ende der Heimatstube
Die Schlesier machen Platz für die Grundschule Mittelhaan. Ein neuer Raum ist nicht in Sicht.
Haan. "Wir sind die Leidtragenden", sagt Martin Fischer. Bedauern schwingt in der Stimme des ersten Vorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Ortsgruppe Haan, mit. Denn die Mitglieder des Vereins müssen ihre Heimatstube räumen.
Seit 1988 haben sie von der Stadt Haan einen Raum angemietet, in dem sich die Mitglieder regelmäßig treffen. Sie haben dort eine kleine Bibliothek eingerichtet und bewahren ihre Erinnerungsstücke an die Heimat auf. Vor sechs Jahren haben sie ihre Stube in einem 40 Quadratmeter großen Klassenraum der Pestalozzi-Schule - der seit vergangenen Sommer leer stehenden Förderschule - bezogen. Dort kamen auch die Frauen der Bastelstunde zusammen, und die Tanzgruppe probte dort in ihren Trachten.
"Das hat sich jetzt in Wohlgefallen aufgelöst", bedauert Fischer, denn einen Ersatz für den Raum in der Schule werden die Schlesier vorerst nicht bekommen. "Die Stadt sieht sich nicht mehr in der Lage, uns noch einen Raum anzubieten, weil sie schlichtweg über keinen mehr verfügt", fügt er hinzu. Denn in den Osterferien werden die Schüler und Lehrer der Grundschule Mittelhaan mitsamt ihrem Material bis zur Fertigstellung des Neubaus im kommenden Jahr dort einziehen.
Also räumen er und seine Mitstreiter seit einigen Tagen die Heimatstube aus. "In Haan bleibt nichts mehr", sagt Fischer. "Das tut schon ein bisschen weh. Geschirr, Vasen, zahlreiche Bücher - alles, was er und andere Frauen und Männer damals aus Schlesien retten konnten, wird nun verschenkt.
"Ich habe nach Möglichkeiten gesucht, die Dinge dort unterzubringen, wo sie nicht weggeworfen werden", sagt der 73-Jährige. So hat er zum Beispiel Kontakt zum Haus Schlesien in Bonn, zum Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen-Hösel und zur Stiftung Schlesischer Heimatstuben aufgenommen. Dort werden die Exponate aus Haan künftig zu sehen sein.
"Aber der Verein löst sich nicht auf", versichert Fischer. Auch die monatlichen Einladungen zum Kaffeetrinken, zu Advents-, Karnevals- und sogenannter Schlesischer Kirmes werden weiter ausgesprochen. "Diese Veranstaltungen richten wir weiterhin im Forum der Katholischen Gemeinde St. Chrysanthus und Daria aus", sagt Fischer.
Weil die Zahl der Gäste oft die Zahl der Mitglieder - zurzeit sind es gut 80- übersteigt, könnte beispielsweise das Kaffeetrinken ohnehin nicht in der Heimatstube stattfinden. "Dort hätten wir gar nicht ausreichend Platz für unsere vielen Besucher gehabt", sagt Fischer. Die kämen gerne, weil die Landsmannschaft auch immer ein kleines Programm auf die Beine stellt und mit den Gästen singt. "Das gefällt vielen."
Bürgermeister Knut vom Bovert bestätigt auf Nachfrage das Raumproblem: "Wir behalten das Anliegen der Landsmannschaft im Auge." Er erinnerte an die Idee, ein Haus einzurichten, in dem sich alle Haaner Vereine treffen können. "Diesen Wunsch würden wir gerne erfüllen - aber uns fehlt dafür das Geld."