Mettmann: Die eigenen vier Wände als Chance

Städtische Hilfe für eine Rückkehr in ein geregeltes Leben.

Mettmann. Wer obdachlos wird, ist ganz unten angekommen. Arbeitslosigkeit, Trennung, Schulden - die Gründe für einen sozialen Abstieg sind vielfältig. Nur wenige Menschen schaffen es, ohne fremde Hilfe wieder aufzustehen, aus dem Umfeld der Obdachlosigkeit herauszukommen.

Die Stadt hat nun ein Projekt gestartet, mit dem sie Menschen aus der Obdachlosenunterkunft herausholen und sie auf dem freien Wohnungsmarkt unterbringen will. Mit dem Bauverein hat die Verwaltung zunächst für ein Jahr einen Mietvertrag für eine Person vereinbart. "Das Ganze soll nach und nach ausgebaut werden", sagte Beate Heinrich, die das Projekt dem Sozialausschuss vorstellte.

Wenn der Mieter sich in einem Jahr nichts zu schulden kommen lässt, wird das Nutzungsverhältnis in einen Mietververtrag umgewandelt. Beate Heinrich: "Wir haben erst einmal jemanden ausgesucht, bei dem die Integration recht einfach ist."

Regelmäßig soll er von einem städtischen Mitarbeiter besucht werden, der ihm bei der Suche nach einem Job hilft, aber auch schaut, ob die Wohnung und das Treppenhaus sauber gehalten werden. Bei wiederholten Störungen oder Mietrückständen muss die Stadt die untergebrachte Person innerhalb von drei Wochen aus der Wohnung herausholen.

Während diese Maßnahme von den Parteien gelobt wurde, meldete Thomas Rasch von der Caritas Bedenken an und zeigte sich darüber enttäuscht, dass der Caritasverband in dieses Projekt nicht mit einbezogen wurde. Mit dem Tagestreff für Obdachlose sowie der Wohnungslosenhilfe kümmert sich die Caritas seit rund 15 Jahren in Mettmann um obdachlose Menschen.

Rasch: "Es ist erfreulich, dass Bewegung in die Sache kommt. Aber die Versorgung mit einer Wohnung reicht bei weitem nicht aus. Denn die obdachlosen Menschen haben vielfältige Nöte, 80 Prozent von ihnen haben eine Suchterkrankung, psychische sowie schwere soziale Probleme." Nur mit einer Vernetzung verschiedener Hilfsorganisationen könne versucht werden, den Menschen in ganz kleinen Schritten in ein geregeltes Leben zurückzuführen. Rasch: "Sie brauchen kein weiteres Scheitern, sondern Erfolgserlebnisse." tl