Haan: Kindertraum Eisenbahn macht auch die Senioren glücklich
Friedensheim: In der Cafeteria schnaufen die Züge. Sehr zur Freude der Bewohner – und der Kinder.
Haan. Leuchtende Augen, "Ahs" und "Ohs" von allen Seiten und Gesichter, die aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Wer in diesen Tagen die Cafeteria des Friedensheims an der Deller Straße betritt, erlebt eine ganz besondere Atmosphäre. Eine Atmosphäre freudiger Erwartung, wie es sie sonst nur an Weihnachten unterm Christbaum gibt.
Grund für das wohlige Gefühl und das Dauerlächeln der Besucher ist die Modelleisenbahn, deren Züge seit gestern auf geschätzten 80 Quadratmetern ihre Runde drehen. Knapp 45 Meter Schienen haben Jens Bönning (62) und Hans Friedrich (61) darauf verlegt. Auf ihnen schnaufen ein gutes halbes Dutzend Loks mit Personen- und Güterwaggons im Schlepp durch die Landschaft Marke Eigenbau.
Seit 20 Jahren schlägt das Duo für eine Woche im November sein Eisenbahner-Camp an der Deller Straße auf. Bönning reist dazu eigens aus dem schleswig-holsteinischen Rendsburg an, Friedrich kommt aus Wuppertal. "Die Idee war einfach, den Senioren mal etwas Besonderes zu bieten", sagt Bönning, der als "Entlohnung" freie Kost und Logis im Friedensheim bekommt. "Und das ist uns bisher gelungen. Vor allem die etwas älteren Herren fiebern unserem Besuch entgegen. Schließlich hatten viele früher selbst eine Modelleisenbahn." Fast glückselig wirken sie dann auch, als das Startsignal für den ersten Deller-Express ertönt. "Meine war echt schön. Ich weiß es noch", kramt einer der Bewohner in einer fernen Erinnerung. Erinnern: Das ist etwas, was im Friedensheim, in dem zahlreiche demente Senioren leben, nicht immer leicht fällt. "Umso glücklicher sind wir, dass wir den Leuten eine Freude bereiten können", erklärt Bönning.
Im Laufe der Jahre hat sich das Spektakel in der Cafeteria herumgesprochen, und schon längst sind Bönning und Friedrich lokale Berühmtheiten. Den Kindern haben es die beiden und ihr Spielzeug ebenfalls angetan. Inzwischen kommen ganze Kindergartengruppen zu Besuch. So wie gestern. Pünktlich um halb elf stürmen die Knirpse der Kita Bachstraße den Bahnsteig. Die Erzieherinnen Tanja Korn und Anke Rühl haben alle Hände voll zu tun, den Sack Flöhe zu hüten.
Für die Kleinen ist die Eisenbahn zum Anfassen das Größte. Die Anoraks sind noch nicht ganz ausgezogen, und schon ist das grün bespannte Viereck mit den bunten Zügen dicht umlagert. Es dauert auch nicht lange, und auf den Waggons fahren die Schnuller von Cord (3) und Vanessa (3) und das Kuscheltier von Robin (4) mit. "Ich wünsch mir zu Weihnachten auch eine Eisenbahn", stellt Cord den Weihnachtsmann prompt vor vollendete Tatsachen. "Und eine Polizeistation, und einen Postwagen, und..."