Mettmann: Integration zu Papier gebracht
Die Stadt hat ein Konzept erarbeitet. Darin wird eine Vollzeitstelle gefordert.
Mettmann. Integration passiert nicht auf dem Papier, sondern im Alltag, in der Nachbarschaft, im Kindergarten, in der Schule und im Beruf. Dass Ziele für die Integration ausländischer Mitbürger festgeschrieben werden, ist sicherlich richtig. Doch ein mehrseitiges Integrationskonzept, wie es die Stadtverwaltung gestern Abend im Sozial- und Familienausschuss vorgelegt hat, muss auch mit Leben gefüllt werden. Ansonsten taugt es nichts.
In Mettmann leben rund 5200 Ausländer und Aussiedler. Bei einer Gesamtbevölkerung von zirka 39800 Einwohnern liegt der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund bei rund 13 Prozent. Darin sind allerdings nicht die Kinder aus Zuwanderfamilien, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und Kinder von Aussiedlerfamilien eingerechnet. Diese Personen, die durch Einbürgerung Deutsche wurden, sind statistisch nicht erfasst.
Dass der Sprache bei der Integration ein zentraler Stellenwert zukommt, ist bekannt. Umso wichtiger wird es sein, Kinder ausländischer Mitbürger beim Erlernen der deutschen Sprache zu unterstützen.
Im Integrationskonzept wird festgestellt, dass bei Schulabgängern mit Migrationshintergrund "ein besonderer Handlungsbedarf" besteht. Während der Anteil deutscher Schulabgänger mit allgemeiner Hochschulreife (Abitur) bei rund 35 Prozent lag, lag er bei Schulabgängern mit Migrationshintergrund bei zwei Prozent.
Alarmierend auffällig ist nach Angaben der Stadt auch der Anteil ausländischen Schulabgänger ohne Abschluss. Lag der Anteil vor fünf Jahren noch bei zehn Prozent, ist er bis zum vergangenen Jahr auf fast 40 Prozent angestiegen.
Die Folgen mangelnder Schulbildung schlagen sich auch in den Arbeitslosenzahlen nieder, ihre Anzahl ist laut Stadt "überproportional hoch". Bei einer Arbeitslosenquote von 7,1 Prozent im Februar 2008 betrug der Ausländeranteil 19,5 Prozent.
Deshalb hat die Verwaltung in dem Konzept festgelegt, dass besonders der Sprachförderung weiterhin eine maßgebliche Rolle zukommen soll. Die vor drei Jahren eingeführte frühkindliche Sprachförderung durch den "Verein Chancengleichheit", bei dem Kinder mit ihren Müttern unterrichtet werden sowie der Ausbau der Sprach- und Bildungsförderung in Kindertagesstätten soll verstärkt gefördert werden.
Außerdem sollen Sprachförderungs- und Bildungsangebote für Jugendliche in Zusammenarbeit mit anderen Bildungsträgern in den Schulunterricht integriert werden.
Neben dem Integrationsrat, der die Interessen der ausländischen Bürger in Mettmann vertritt, finanziert die Stadt zwei Honorarkräfte (15 Wochenenstunde), die sich vor allem um türkische Bürger in Mettmann sowie um Spätaussiedler kümmert.
Um das Konzept umsetzen zu können, müsste nach Auffassung der Verwaltung eine Vollzeitselle im Rathaus geschaffen werden, an die sich alle ausländischen Mitbürger wenden können. "Ebenso ist eine verbesserte finanziell Ausstattung anzustreben.
Erst dann ist eine Abkehr von Betreuungsaufgaben hin zu einer Aktivierung und einem Handeln auf Augenhöhe" realistisch umsetzbar", heißt es abschließend in dem Konzept, dem der Integrationsrat s einstimmig zugestimmt hat. Im Gegensatz zum Sozial-- und Familienausschuss, der das Konzept gestern Abend nicht verabschiedet hat. "Es soll überarbeitet werden", hieß es aus reihen der Politiker, die das Konzept wieder im Stadtrat beraten wollen.
Die Stadt zeigt mit dem Integrationskonzept nicht nur auf, wo die Zukunft Mettmanns in dieser Frage liegt. Sie mahnt auch eindringlich an, dass es in Mettmann dringenden Handlungsbedarf gibt, mehr für die Integration der ausländischen Bürger zu tun. Dass für 13 Prozent aller Mettmanner Bürger gerade einmal 15 Wochenstunden für die Beratung im Rathaus eingeräumt werden, zeugt nicht von starken Integrationsbemühungen. Die Stadt fordert dafür richtiger Weise eine Vollzeitstelle. Da muss die Politik mitziehen. Für die Integrationsarbeit reichen 11000 Euro im Etat auf Dauer sicherlich nicht aus.