Hochdahl: Ziegelsteine mit Geschichte
Bei Bauarbeiten am Bahndamm wurden Reste des alten Bahnhofsgebäudes von 1841 entdeckt.
Hochdahl. Die Ziegelsteine sind säuberlich vermörtelt und türmen sich zu einer wuchtigen Mauer auf. Aus dem schlammigen Erdreich ragt das Mauerwerk hervor. Was zunächst wenig spektakulär aussieht, ist in Wahrheit ein beachtlicher historischer Fund. Das Bauteil ist ein Überrest des ersten Hochdahler Bahnhofgebäudes, das zwischen 1838 und 1841 gebaut wurde und von dessen Existenz nur noch vergilbte Dokumente in lokalen Archiven erzählen. "Eine kleine Sensation", jubelt Udo Kampschulte, der Leiter des Eisenbahn- und Heimatmuseums.
Entdeckt wurde die Ruine bei den Bauarbeiten zur Verlängerung der L 403 n. In Höhe der Professor-Sudhoff-Straße wird derzeit die Erde unter dem Bahndamm frei geschaufelt, um Platz für eine Bahnunterführung zu schaffen - Grabungsarbeiten, die mit ihren breiten Ausmaßen für erstaunliche Funde prädestiniert scheinen. Und so stießen Bauarbeiter auch recht bald auf erdverschmierte Ziegelsteine. Schnell konnte das Eisenbahn- und Heimatmuseum ihre Herkunft rekonstruieren.
Ein ortsgeschichtlich beflissener Experte aus den Reihen des Museums ist Georg Edler. Seit längerem schon grübelt er - unabhängig von den Bauarbeiten an der Professor-Sudhoff-Straße - über die Architektur des Bahnhofsgebäudes. Auf der Grundlage akribischer Studien hat er beispielsweise ein Papier-Modell des dreistöckigen Baus gebastelt. Seine Kenntnisse helfen bei der Einordnung des Funds. "Die Mauer stammt aus dem Parterre-Bereich - jene Ebene, in dem die Diensträume untergebracht waren", erklärt Edler. Die Fläche des Grundrisses habe etwa 15 mal 15 Meter betragen. In der ersten Etage habe sich der "Billet-Raum", also der Ticketschalter, befunden. In der zweiten Etage besaß der Stationsvorsteher seinen privaten Wohnbereich. Dass man noch auf Überreste von erster und zweiter Etage trifft, gilt allerdings als unwahrscheinlich.
Das erste Hochdahler Bahnhofsgebäude hatte nur eine kurze Lebensdauer. Schon Mitte der 1860er Jahre, nach etwas mehr als 20 Jahren Betriebnahme, wurde der Bau nämlich wieder abgerissen - er war zu klein geworden für das stetig wachsende Fahrgast-Aufkommen. Kein Wunder: Das Dorf Hochdahl hatte sich gerade dank des Hüttenwerks in rasanter Geschwindigkeit zur Kleinstadt entwickelt. An der heutigen Hildener Straße wurde ein neues Bahnhofsgebäude errichtet - es steht immer noch und beherbergt eine Spielhalle.