Haan: Kriminelle Machenschaften in der Stadtbücherei
Bei der Haaner Kriminacht lasen Freunde der spannenden Literatur aus ihren Lieblingswerken. Nach dem Dortmunder Autor Klaus Erfmeyer lasen die Anwesenden aus Büchern vor.
Haan. Schwäbische Hausfrauen verstauen ihren Eberhard feinsäuberlich in blauen Müllsäcken im Kühlschrank und rundliche Frauen plumpsen leblos in die Seine: Die Haaner Kriminacht in der Stadtbücherei wurde mit spannenden Geschichten von Blut, Rache und Mord zum Leckerbissen für Gruselfreunde und Hobbydetektive. Den Auftakt gibt die Lesung des Dortmunder Autors Klaus Erfmeyer, der die Zuhörer mit seinen Geschichten "Karrieresprung" und "Todeserklärung" in Atem hält. Die Spannung hält an, als die Anwesenden anschließend selbst aufgefordert sind, aus ihrem Lieblingskrimi vorzulesen. "Man bekommt sehr viel zurück, wenn man vorliest", so Ingrid Obermann, eine der Vorleserinnen die bei dem anschließenden "Krimimarathon" mit der Geschichte "Für’s Ärschle" von Madeleine Giese für kräftige Lacher sorgte.
Schaudern und Lachen bei Wein und Käsewürfeln
Es gehe darum, "auch ein Echo zu wecken, statt nur vorzulesen, damit die Begeisterung überschwappt", sagt Obermann. Die Zuhörer indessen sind bei Wein und Käsewürfeln hin- und hergerissen zwischen leichtem Schaudern und herzhaftem Lachen, hörten aufmerksam zu und rätseln, wer der Mörder sein könnte. Davon gibt es auch jede Menge: Neben den besagten mörderischen Schwäbinnen stehen besonders Schönheitschirurgen und Ehemänner unter Mordverdacht. In einer selbstgeschriebenen Geschichte der Vorleserin Waltraut Lübke ist es der Neffe, der an allem schuld ist. Schauplatz des Mordes: Haan. Sogar das anstehende hundertjährige Jubiläum der Stadtbücherei kommt vor. Gleich zwei Vorleser wählen Geschichten der französischen Kriminalautorin Fred Vargas: Der Weihnachtsmann sei "nicht tot zu kriegen" heißt es da in einer, die den Heiligen Abend als perfekte Nacht für einen Mord beschreibt, "dabei sieht er aus, wie jemand der sein ganzes Leben an der Weinflasche gehangen hat". Die andere Geschichte von Fred Vargas, die Dirk Raabe vorträgt, lässt statt des Mordes ausnahmsweise eher den Zeugen, einen obdachlosen Schwammverkäufer, im Mittelpunkt stehen, dem zu neuem Glück mit seinem Schwammgeschäft verholfen wurde. Dirk Raabe ist privat ein begeisterter Vielleser - ganze "fünf- bis sechstausend Bücher" habe er zu Hause.Als Abschluss schlägt statt der Geisterstunde um Punkt zwölf dann die Zaubererstunde: Etwa 30 Jugendliche und Erwachsene stürmen die Bibliothek, um eine Minute nach Mitternacht den siebten und letzten Teil der "Harry Potter" in Händen zu halten.