Der Herr der Windungen
Hobby: Im Keller von Andreas Schindler stehen 180 Korkenzieher und 100 Nussknacker.
Hochdahl. Ein schmuckes Einfamilienhaus am Irene-Nett-Weg. Die Einrichtung ohne besondere Vorkommnisse - geschmackvoll, schnörkellos. Ein Eigenheim eben, wie es tausende in Deutschland gibt. Nichts deutet hier auf eine Leidenschaft der anderen Art hin.
Dann kommen der Abstieg in den Keller - und der Blick in den Raum, in dem Normalität Pause macht. Im ganz privaten Reich von Andreas Schindler dreht sich alles um spiralförmiges Metall und Figuren mit großer Klappe: Schindler sammelt Korkenzieher und Nussknacker wie andere Menschen Bonuspunkte. Flaschenöffner hat er 180 angehäuft, von den Brechern harter Schalen 100.
"Ich trinke gerne Wein", sagt Schindler. Das wird schon so sein, aber nicht jeder schafft fürs Sonntagsei 200 Eierbecher an. "Ich weiß gar nicht mehr, wie das angefangen hat", so Schindler. "Irgendwann ist es passiert." Das ist 20 Jahre lang her.
Was da über den gelernten Maschinenbautechniker gekommen ist, hat sich längst zu mehr als dem schnöden Anhäufen von Korkenziehern entwickelt. Obwohl bereits deren Vielfalt bei Gestaltung und Technik staunen lässt. Da ist das Exemplar in Form eines Seepferdchens in Blau- und Grüntönen, aus dem sich der eigentliche Korkenzieher ausklappen lässt (Foto). Da gibt es den Öffner in Form eine Chianti-Flasche und einen mit einem Edelstein als Kopfstück.
Andere folgen dem Prinzip einer Luftpumpe: Ein spitzer Dorn wird durch den Korken gestoßen, und durch den Luftdruck, den ein Kolben mit jedem Hub in die Flasche stemmt, löst sich der Korken stetig aus der festen Umklammerung des Flaschenhalses. Eine Variation dieses Thema ist ein Exemplar mit Kohlensäure-Patrone.
Die Korkenzieher liegen jedoch nicht etwa wahllos im Keller herum. Die gedrehten Dorne stecken in Korken, die wiederum stehen in einem Kerzenhalter. "Ich sehe keinen Kerzenhalter oder einen Korkenzieher, sondern eine Konstruktion." Quasi eine Art Kunsthandwerk zwischen Wein und Kerze. "Ich konstruiere gerne Sachen. Wie zum Bespiel für die Innenausstattung." Der Kellerraum ist ein gutes, da gekonnt umgesetztes Beispiel für Schindlers Spaß am Schrauben.
Ausprobiert hat er alle Korkenzieher und Nussknacker - weil er neben Wein auch Nüsse schätzt. Für den täglichen Gebrauch bevorzugt er ein High-Tech-Exemplar, das ohne jede Kraftanstrengung Zugang zum Flascheninhalt verschafft.
Fündig wird der 59-Jährige auch der Suche nach neuen Stücken auf Floh- und Antikmärkten im Umkreis von rund 50 Kilometern. "Ich kaufe nicht um jeden Preis. So bis zehn Euro gebe ich für einen Korkenzieher aus. Wenn ich etwas sehe und es mir leisten kann, kaufe ich es." In einen Nussknacker investiert er geringfügig mehr.
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