Erkrath: Bruchbude weicht vier schicken Stadthäusern

An der Gerberstraße wird ein Projekt realisiert, bei dem Käufer durch die Umgehung eines Maklers sparen sollen.

Erkrath. Die "Gerberstraße Nr. 2" zählt nicht zu den ersten Adressen in der Stadt. Verwildert der Garten, gebrechlich die Bausubstanz - das Haus mit dem äußerst diskreten Charme duckt sich denn auch verschämt in zweiter Reihe. Bewohnt ist es längst nicht mehr. Zuletzt hatten Studenten versucht, mit der ebenfalls minimalistischen Innenausstattung klarzukommen. Auch sie sind ausgezogen. Jetzt soll das Haus abgerissen werden.

Was folgt, ist höchst interessant: "Hier entstehen in Kürze vier individuelle Architekten-Stadthäuser von Privat" wird auf einem Schild angekündigt. Darunter informiert eine Zeichnung über das Aussehen der Neubauten in streng geometrischer Gestaltungsform.

Dafür verantwortlich ist Sabina Sommer. Seit 20 Jahren arbeitet die Erkratherin freiberuflich als Architektin. Vom Eigentümer des Grundstücks hat sie den Auftrag angenommen, einen städtebaulichen Akzent zu setzen, der bereits durch die unmittelbare Nähe zum Zentrum gegeben ist.

Das Projekt unterscheidet sich jedoch in einem, wesentlichen Punkt von anderen Neubauten: Der Verkauf erfolgt ohne Makler und damit ohne Zwischenhändler, der mit seiner Courtage für eine Verteuerung der Immobilie sorgen könnte. "Wir bieten keine billigen Hütten an, an denen Makler und Unternehmen verdienen", sagt Sommer.

Daher werde erst dann mit dem Bau begonnen, wenn alle Häuser verkauft sind. "Dann übernimmt ein Generalunternehmen die Ausführung. Ein Haus ist bereits fest reserviert." Sollten sich in der kommenden Woche drei weitere Interessenten melden, "geht’s los. Ende 2008 wollen wir auf jeden Fall fertig sein."

Die Ausstattung der Häuser bewertet sie als "guten mittleren Standard". Gemeint sind Massivbauweise, mehrere Terrassen pro Haus, Fußbodenheizung - und nicht zuletzt die Möglichkeit der Käufer, bei der Gestaltung ein Wörtchen mitzureden.

Das klingt bekannt? Richtig, auch die Planer des Quartiers auf Pose-Marré und an der Bismarckstraße setzen auf der Verkaufsargument der individuellen Gestaltung. Mit einem Unterschied: Die von beiden Bauherren anvisierte Kundenklientel der jungen Familie dürfte an der Gerberstraße auch ohne Erbschaft finanzieren können: Die teuerste der drei noch freien Häuser mit 150 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche kostet 290000 Euro - an der Bismarckstraße werden für eine vergleichbare Größe 100000 Euro mehr berechnet.