Haan: Mit Latein zur Traumnote

Felicitas Böshagen hat ihr Abitur mit 1,0 bestanden – ausgerechnet mit Latein als Leistungskurs. Später will sie Lehrerin werden.

Haan. Felicitas Böshagen strahlt. Und dazu hat die 19-Jährige auch allen Grund. Ihr Abiturzeugnis ziert die Gesamtnote 1,0. "Ich habe im Unterricht immer mitgemacht, wollte aber nie exzessiv auch die beste Note bekommen", sagt sie - und lacht wieder. "Das Ergebnis hat mich selbst überrascht, ich hatte nicht mit so einem guten Notendurchschnitt gerechnet." Die junge Frau ist eine Frohnatur mit einer ausgesprochenen Vorliebe für die lateinische Sprache und dem Drang, immer das Beste zu geben.

"Latein ist mein Lieblingsfach", sagt sie. "Entweder man liebt es, oder man hasst es. Das ist wie mit Daniel Kübelböck." An der alten Sprache gefalle ihr der Geschichtsbezug, das Historische, das Logische. "Ich wollte früher auch mal Archäologie studieren", erzählt sie. "Und auch die Aeneas fand ich toll." Dabei war das nicht der einzige Grund, warum sie sich für Latein als Leistungskurs entschied. "Wir haben eine tolle Lehrerin, wegen ihr wählen viele das Fach", sagt Felicita Böshagen, die das städtische Gymnasium an der Adlerstraße besucht hat. "Wir waren 13 Schüler in dem Latein-Kurs, das waren mehr als im Deutsch-Leistungskurs." In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es nur etwa 300 Schüler, die einen Latein-Leistungskurs besuchen. "Da ist es schon außergewöhnlich, dass das Haaner Gymnasium das auch anbietet."

Und natürlich will sie ihre Vorliebe für die lateinische Sprache auch im Studium pflegen. "Ich will Lehrerin werden", weiß die 19-Jährige. Dafür muss sie ein Lehramtsstudium absolvieren. Ihre favorisierten Fächer: Latein, Deutsch, Geschichte und Philosophie. "Mit Latein hat man später die besten Chance, eine Stelle zu finden", sagt sie. Beworben hat sich an der Universität in Köln und Münster. "Münster muss ich mir noch anschauen, mal sehen ob es mir gefällt."

Während ihre ehemaligen Klassenkameraden derzeit Praktika absolvieren oder ins Ausland gegangen sind, hat sich Felicitas Böshagen entschieden, sich erst einmal um einen Studienplatz zu kümmern. Obwohl sie gerne wie ihre beste Freundin zum Beispiel für ein halbes Jahr nach Irland gegangen wäre. "Die arbeitet dort als Au-Pair-Mädchen", sagt sie. "Das konnte ich aber nicht, weil ich noch keine Kinder betreut habe." Stattdessen lernt Felicitas Böshagen jetzt erst einmal in der Woche in Düsseldorf Italienisch. Mit ihren Lateinkenntnissen fällt ihr das entsprechend leicht. "Und vielleicht lege ich dann ein Auslandssemester in Italien ein. Wenn meine Sprachkenntnisse bis dahin gut genug sind."

Und würde sie nach dem Abschluss als Lehrerin nach Haan zurückkommen, um dort am Gymnasium zu unterrichten? "Eher nicht", sagt sie und schüttelt den Kopf. "Ich will mich nicht festlegen, würde aber lieber in eine andere Stadt gehen. Ich hätte Sorge, dass ich dann in so einen Trott verfalle."

Sollte ihr das Lehramtsstudium nicht gefallen, würde sie auf Jura umsteigen. "Dafür interesse ich mich auch", sagt sie. Kein Wunder, schließlich ist ihr Vater Obersstaatsanwalt. Und was sagt ihre Mutter: "Ich bin natürlich sehr stolz auf meine Tochter. Mit einer Eins vor dem Komma hatte ich schon gerechnet, aber natürlich nicht damit, dass ihr Abi so gut ausfallen würde."