Haan: Zukunft der Bücherei ist digital

Das Angebot in den Räumen am Neuen Markt wird immer beliebter. Die Nutzer bewerten Service und Kundenfreundlichkeit positiv, vermissen DVDs und CDs.

Haan. Wenn der Krimi "Scheintot" von Tess Gerritsen in der Haaner Stadtbücherei 26-mal im Jahr und Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" sogar 31-mal ausgeliehen wird, dann kann man - angesichts einer Ausleihfrist von vier Wochen - durchaus von Ausleih-Bestsellern sprechen. "Das bedeutet, dass das Buch verschlungen und schnell wieder zurückgegeben wird", sagt Büchereileiterin Gabriele Schnabel.

Überhaupt erfreuen sich nicht nur Bestseller wachsender Begeisterung. Das Angebot der Bücherei insgesamt scheint - trotz der widrigen Umstände (Schimmelpilz, Auslagerung der Kinder- und Jugendbücherei) - immer mehr Freunde zu finden.

"Die Zahl derjenigen, die einen Ausweis besitzen, nimmt ständig zu", sagt Schnabel und freut sich sichtbar über den Erfolg der städtischen Einrichtung, die im kommenden Jahr saniert werden soll.

Bis dahin werden weder Gabriele Schnabel noch ihre Mitarbeiter die Hände abwartend in den Schoß legen. "Wir haben vom vergangenen Herbst bis zum Frühjahr eine Kundenbefragung durchgeführt", sagt Schnabel und zeigt auf einen Packen Papier, der vor ihr liegt - die ausgefüllten Fragebögen.

"Unseren Service und unsere Kundenfreundlichkeit werden sehr gut bewertet", sagt Schnabel, "kritisiert wurde das Fehlen von AV-Medien." Audiovisuelle Medien sind DVDs, Hörbücher, CDs und CD-Roms. Gut 4000 Stück nennt die Stadtbücherei davon ihr eigen. Der Schwerpunkt liege dabei auf Kinder-DVDs. "Mehr können wir uns aus finanziellen Gründen nicht leisten", bedauert die Büchereileiterin.

Dennoch wolle man dem Wunsch der Nutzer natürlich nachkommen. Entsprechende Möbel für die AV-Medien wurden bereits bestellt, nach den Ferien sollen sie das Angebot, das regelmäßig erweitert wird, ansprechend im Eingangsbereich präsentieren. "Alle Altersgruppen stehen auf Hörbücher Und für Senioren, die nicht mehr gut sehen können, sind sie oft die letzte Rettung", sagt Schnabel. "Wir beraten sie immer öfters bei der Auswahl der vertonten Romane."

Einen Schritt weiter geht die Einführung der digitalen Bibliothek, die die Haaner Einrichtung im September plant. "Wer Inhaber eines Büchereiausweises ist, kann sich dann die Lektüre aus dem Internet runterladen", skizziert Schnabel die Zukunft, die nicht nur mehr neue Nutzer, sondern zum Beispiel auch mehr Männer als bisher auf die Liste der Ausweisbesitzer bringen soll.

Denn es sind vor allem Frauen und Kinder, die das Angebot in den Räumen am Neuen Markt nutzen. Aber auch das ändert sich, wie die Büchereileitung festgestellt hat - mit Hilfe der Familienkarte.

"Jedes Familienmitglied erhält einen Ausweis, zahlt aber nur einen Preis", sagt Schnabel. Positiver Nebeneffekt: "Wir kennen jetzt die tatsächliche Zahl unserer Kunden. Früher hat man immer gesagt: Drei lesen mit."