Haaner DRK: Erste Hilfe an der Baby-Puppe

In Notfällen wollen Mütter und Väter klar und besonnen reagieren. Wie das geht, wie sie Erste Hilfe am Kind leisten können, haben sie beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) gelernt.

Haan. Das Baby liegt plötzlich leblos in seinem Bettchen. Es bewegt sich nicht mehr, es atmet nicht mehr - ein Alptraum für alle Eltern. Sonja Kentschke hat diese grausame Situation erlebt.

Nur weil ihr Mann einen klaren Kopf behielt und beherzt den kleinen Brustkorb des damals ein Jahre alten Sohnes bei der Mund-zu-Mund-Beatmung drückte, überlebte das Kind.

"Ich war wie gelähmt", sagt die Mettmannerin rückblickend. Inzwischen kann sie über das Erlebte sprechen. "Und ich habe keine Angst mehr zu handeln."

Um für solche Situationen gewappnet zu sein, besucht die Mutter von zwei Kindern den "Erste-Hilfe-Kurs am Kind" des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Haan.

Auch Sonja Kentschke hat sich für eine Teilnahme an dem Angebot entschlossen. Ihr Sohn musste schon zweimal reanimiert werden. Das erste Mal wurde er während des Stillens plötzlich bewusstlos. "Es war furchtbar", sagt sie.

Inzwischen weiß sie, dass an einer Form von Epilepsie leidet. "Wir müssen damit leben, und mein Kind auch", sagt die 39-Jährige und strahlt inzwischen Ruhe und Zuversicht aus.

"Mein Sohn bekommt heute Medikamente. Wichtig ist aber, dass er ein glückliches Kind ist." Der Kurs gibt der Mutter nach dem Vorfall vor drei Jahren die Sicherheit, im Notfall klar und besonnen reagieren zu können.

Ähnlich sehen es auch die anderen 15 Teilnehmer, die unter Anleitung von DRK-Ausbilder Raphael Harlos das Seminar beim Haaner Ortsverein besuchen.

"Ich möchte einfach meine Unsicherheit abbauen", sagt Nicole Pohler, Mutter einer zehn Monate alten Tochter. Die sei gerade beim ersten Kind noch groß.

"Es ist wichtig, sich mental darauf einzustellen und eine gewisse Routine zu bekommen", begründet Markus Ring seine Teilnahme an dem Kurs.

"Ich denke, dass man ruhiger wird, wenn man Krisensituationen einmal durchspielt", meint der Vater von zwei kleinen Kindern.

Und genau das demonstriert Raphael Harlos an Puppen in Kleinkind- beziehungsweise Baby-Größe. "Was mache ich, wenn mein Kind stürzt, bewusstlos ist oder etwas verschluckt hat?

Wie schwer sind die Verletzungen? Wann muss ich den Rettungsdienst holen? Das sind die häufigsten Fragen der Kursteilnehmer. So darf man Kindern etwa kein Wasser geben, wenn sie Waschmittel geschluckt haben.

Bei Säure dagegen muss unbedingt nachgespült werden", klärt Harlos auf. Vor jeder Mund-zu-Mund-Beatmung zieht er den Puppen aus Hygienegründen neue Gesichtsmasken auf.

"Wir üben hier an Puppen. Ob man aber beim eigenen Kind den Brustkorb so eindrücken kann?" Mancher Teilnehmer ist skeptisch.

"In kritischen Situationen behalte ich einen kühlen Kopf", sagt Dorothee Herold, während ihr Mann Frank noch etwas zweifelnd auf die "Phantom-Kinder" aus Kunststoff schaut.

"Der Kurs ist auf jeden Fall eine gute Sache", sind sich die Eltern eines neun Monate alten Kindes einig.

Denn sie haben zum Beispiel auch gelernt, wie sie ihr Kind in die stabile Seitenlage bringen.

"In solche Situationen kann man jederzeit kommen. Wenn draußen etwas passiert, muss man ja auch helfen können", gibt Markus Ring noch zu bedenken.