Hochdahl: Der schleichende Niedergang
Ohne Lebensmittelgeschäft fehlt den Anwohnern der Hildener Straße ein Nahversorger.
<strong>Hochdahl. "Besuchen Sie unsere Filiale an der Bahnstraße." Eine freundliche Einladung, die da im verhängten Schaufenster des ehemaligen Kaisers-Markts an der Hildener Straße zum Ortsteilwechsel animiert. Die Resonanz ist auch tatsächlich groß - sie führt allerdings nicht nach Alt-Erkrath, sondern mitten hinein in die große Alt-Hochdahler Unzufriedenheit. Die neun Mitglieder der dortigen Werbegemeinschaft haben sich die Aufgabe gestellt, den Stadtteil vor dem Untergang zu bewahren. Diese Gefahr sei sehr real, meinen sie. "Wir fühlen uns vernachlässigt", sagt Ursula Kuhleber, die gemeinsam mit ihrem Mann die Friedhofsgärtnerei betreibt. Bestatterin Anna-Maria Schlebusch wird deutlicher: "Die Leute werden gefragt, welches Pflaster sie am Hochdahler Markt haben wollen - und hier passiert nichts."
Womit deutlich wird, dass der Handel auch die Stadtverwaltung in die Pflicht nimmt. "Richtig, die Verwaltung sollte auch hier Stadtentwicklung betreiben", sagt Apotheker Dr. Carsten Klenke. Schließlich habe sie das Johanniter-Haus, in dem ältere Menschen leben, mitgeplant. "Und jetzt bricht die Nahversorgung weg. Wo sollen die älteren Menschen denn einkaufen?"
Zum Beispiel in einem Cap-Markt, könnte eine Antwort lauten. Die Bezeichnung steht für ein Einzelhandelskonzept, in dem behinderte Menschen die Hauptrollen in einem Lebensmittelmarkt spielen.
"Am 17. April haben wir ein erstes Gespräch mit der Awo geführt, die ein solches Geschäft als freier Träger in Hilden betreibt", sagt Schlebusch. Es folgten Ortstermine, einer mit dem städtischen Planungsamtsleiter. Mitte September will man erneut zusammenkommen.
Eine Entscheidung wird dann jedoch noch nicht fallen: "Im Oktober wissen wir, ob sich der Standort rechnet", sagte gestern der Geschäftsführer des Awo-Bezirksverbandes in Essen, Erwin Knebel, auf Nachfrage der WZ. Diese Berechnung erfolge ausschließlich unter betriebswirtschaftlichen Aspekten.
Aber auch dann, wenn an der Hildener Straße Geld zu machen ist, "würde es bis zur Eröffnung dauern", dämpft Knebel Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Versorgungskrise. "Wir müssen dann zunächst mit dem Landschaftsverband über die Finanzierung der Ladenausstattung und der Löhne sprechen."
Die Zeit bis dahin will die Werbegemeinschaft nutzen, um auf einer weiteren Baustelle zu arbeiten. "Die Busanbindung muss hier besser werden", so Klenke. Es könne nicht angehen, dass acht Stunden am Tag kein Bus fahre. "Und wenn der Ausbau der L 403 n abgeschlossen ist, sind wir völlig abgeschlossen. Das darf nicht passieren."