Hochdahl: Die Verzweiflung und die Wut bleiben

Am Samstag wurde in Hochdahl einer der drei Soldaten zu Grabe getragen, die im Juni in Afghanistan ums Leben kamen.

Hochdahl. Er war einer von 3800 deutschen Soldaten, die derzeit in Afghanistan ihren Dienst tun. Er ist eines der drei Opfer, die dort vor zwei Wochen ihr Leben verloren. Aber am Samstag war Oleg M. (21) vor allem eines: Der verstorbene Sohn untröstlicher Eltern, der Bruder verzweifelter Geschwister, der schmerzlich vermisste Lebensgefährte und der Mensch, den viele seiner Freunde in Erinnerung behalten werden.

Mehrere hundert Angehörige und Freunde waren am Samstagmorgen zur Beisetzung des jungen Bundeswehrsoldaten auf den Millrather Parkfriedhof gekommen. Viele davon aus dem thüringischen Hausen, wo auch Oleg M. und seine Familie noch bis vor kurzem gelebt haben.

Schon lange vor der Trauerfeier suchten die Eltern in der Friedhofskapelle die Nähe ihres toten Sohnes. Getragen von den zutiefst traurigen Gesängen ihres Heimatlandes Turkmenistan, um ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten. Neben dem Sarg standen seine Kameraden, kaum älter als er selbst.

In einem Meer von Tränen verschwand für einen Augenblick die Wut. Sollten deutsche Soldaten am Hindukusch Dienst tun? Kann es geduldet werden, dass junge Männer dort ihr Leben lassen? Fragen, für die es auf der Trauerfeier keine Antworten gab. Zu groß waren Schmerz und Verzweiflung.

Dennoch sind es eben diese Fragen, die auf eine Antwort drängen. Und zumindest einige der Kommunalpolitiker, die neben Landrat Thomas Hendele und Bürgermeister Arno Werner gekommen waren, hatten sich Gedanken gemacht: "Natürlich stellt man den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr in einem solchen Augenblick in Frage. Aber die Soldaten verteidigen dort unser Land", sagte Torsten Holzkamm (CDU). "Es sind fast noch Kinder", gab CDU-Fraktionschef Wolfgang Jöbges zu bedenken.

Mit Lebensgefährtin Svetlana war Oleg M. gerade in eine neue, gemeinsame Wohnung in Erkrath gezogen. Nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann hatte er sich für vier Jahre als Zeitsoldat verpflichtet. Stationiert war Oleg M. beim thüringischen Panzergrenadierbataillon in Bad Salzungen. Am 16. Juni stieg er in das Flugzeug nach Afghanistan - mit einem flauen Gefühl, wie sich Freunde erinnern.

Wirklich überzeugt davon, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, sei er da wohl schon nicht mehr gewesen. Seine Ängste hat er für sich behalten, als er kurz vor seinem Tod zuhause anrief, um vor allem die Eltern zu beruhigen. "Es ist alles ruhig, macht euch keine Sorgen", hatte er da noch gesagt. Zwei Tage später war er tot.

Lebensfroh sei er gewesen, erinnerte sich einer seiner Freunde in einer Trauerrede. Ein richtiger Kumpel eben. Seine beiden Patenkinder haben ihm noch einen letzten Brief geschrieben. Und nicht nur für Pfarrer Lutz Martini blieb zum Schluss die Frage nach dem Warum.