Gruiten: „Wir verdrängen das Problem“

Die Zukunft der Gruitener Versammlungsstätte bleibt ungewiss. Ein Konzept zu Sanierung und Modernisierung gibt es nicht.

Gruiten. "Wir haben kein Konzept, wie wir das Bürgerhaus sanieren wollen", hat Bürgermeister Knut vom Bovert im Gruitener Bürgerhaus gesagt. Dorthin waren am Donnerstag zahlreiche Bürger gekommen, um Antworten auf die Frage "Was wird mit dem Bürgerhaus Gruiten?" zu erhalten.

"Wir verdrängen das Problem und leben damit, so lange es geht", sagte vom Bovert, nachdem Technischer Dezernent Matthias Buckesfeld einen Überblick über den baulichen und technischen Zustand des Gebäudes gegeben hatte.

4,2 Millionen Euro würde die Sanierung und Modernisierung der Gruitener Versammlungsstätte kosten. Das Dach biegt sich durch und ist undicht, Gaststätte und Kegelbahn entsprechen nicht mehr heutigen Anforderungen, die Heizung lässt sich nur unwirtschaftlich betreiben, die Energiekosten sind zu hoch, die Lüftungstechnik ist, ebenso wie der Brandschutz, mangelhaft.

"Wir haben erfolgreich begonnen, die städtischen Gebäude zu modernisieren und ihrer Nutzung anzupassen", sagte Buckesfeld. "Wir leisten uns nur noch die Gebäude, die auch gebraucht werden." Das Gesamtvolumen liege bei 40 bis 45 Millionen Euro, Ziel sei es, die Betriebskosten zu senken. "Einiges ist noch offen, zum Beispiel das Bürgerhaus und das Hallenbad", sagte er. "Einen politischen Auftrag, ein Nutzungskonzept für das Bürgerhaus zu erarbeiten, gibt es nicht." Dementsprechend wisse die Stadt weder, ob eine Kegelbahn heute noch zeitgemäß ist noch ob in Gruiten ein Saal für 200oder 400 Besucher benötigt wird.

Laut Buckesfeld gibt es zwei Lösungsansätze: die Sanierung im Bestand ohne die so genannte Nutzungsverdichtung oder ein Neubau an anderer Stelle. Aber: "Die Stadt ist finanziell am Anschlag", sagte er, was Kämmerin Dagmar Formella unterstrich. "Seit März hat sich die Lage dramatisch verschlechtert, die Einnahmen brechen weg, der Kreditrahmen ist ausgeschöpft", sagte sie. Würde der erhöht, müsste die Stadt schon dieses Jahr ein Haushaltssicherungskonzept aufstellen und sich jede Investition genehmigen lassen.

Angesichts eines Grundstückswert von 3,3 Millionen Euro könne man, so vom Bovert, durchaus über einen Verkauf und einen Neubau nachdenken. Aber er möchte das Filetstück im Herzen Gruitens nicht verscherbeln. "Wir können nicht sagen, ob in drei oder vier Jahren hier oder anderer Stelle ein Bürgerhaus stehen wird, in dem Sie feiern können", sagte er. Dennoch bemühe man sich, um eine zeitweilige sinnvolle Nutzung des Gebäudes, wie zum Beispiel die derzeitige Unterbringung des städtischen Jugendtreffs.

Für die finanzielle Situation Haans zeigten die Besucher durchaus Verständnis, warum die Stadt aber seit 36 Jahren kein Geld in das Gebäude investiere, konnten sie nicht nachvollziehen. "Wenn das Bürgerhaus schließt, dann gibt es hier nichts mehr, weder für ältere Menschen noch für Jugendliche", sagte eine Zuhörerin.

"Wenn wir das Problem aussitzen, bleibt die Frage, wann die Heizung endgültig ausfällt oder die Dachkonstruktion nachgibt", sagte Hans Rudersdorf, erster Vorsitzender des Bürger- und Verkehrsvereins Gruitens sowie unermüdlicher Kämpfer für den Erhalt des Bürgerhauses. "Das kann keiner sagen", sagte Ute Eden, Leiterin des städtischen Gebäudemanagements. "Die Heizung kann morgen schon ausfallen, die Dachkonstruktion überprüfen wir vor jedem Winter." Rudersdorf: "Da hilft also nur beten." Eden: "Oder Geld."