Hochdahl: Insolvenz - Harter Abstieg vom Schuldenberg
Seit zehn Jahren berät der Sozialdienst Menschen mit Finanzproblemen.
Hochdahl. Wenn im Fernsehen der Schuldenberater kommt, geht alles ganz schnell. Ein paar Tränen, ein paar Zahlen auf dem Whiteboard, die Beratung mit dem Spezialisten - und schon steht er, der Entschuldungsplan. Die Wirklichkeit sieht anders aus, weil die Lösung der Finanzprobleme schwieriger ist, als es im Fernsehen vorgegaukelt wird.
Seit zehn Jahren haben Privatleute die Möglichkeit, Verbraucherinsolvenz anzumelden. Unterstützung erhalten sie in Erkrath bei der Schuldnerberatung des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer (SKFM). Carmen Wolf und Ulrike Conrad haben jeweils eine halbe Stelle und kümmern sich gemeinsam um rund 230 Erkrather Schuldner.
"Das ist schon fast mehr als geht", sagt Wolf. Die Nachfrage ist groß, die Warteliste lang. Die Beraterinnen nehmen die verschuldeten Menschen an die Hand, zeigen ihnen, wie sie Ordnung in ihre Unterlagen bekommen und verschaffen sich zunächst einen Überblick über die Schuldenlage.
Bei Herbert F. (Name der Redaktion bekannt) hatte sich ein Schuldenberg von über 200 000 Euro aufgetürmt. "Ich hatte den Betrieb meiner Eltern übernommen", erzählt F. Einige Jahre ging es gut, doch dann fingen die Probleme an.
"Es waren auch eigene Fehler", räumt er ein. Vor acht Jahren wurde die Schuldenlast erdrückend. "Sie fassen den Briefkasten aus Angst vor dem, was drin ist, mit ganz spitzen Fingern an", sagt Herbert F.
Er überwand die Scham vor der persönliche Pleite und wandte sich an den SKFM. "Alleine geht es nicht", sagt er rückblickend. Bei Ulrike Conrad und Carmen Wolf fand er einen Ausweg aus seiner Misere. Die Verbraucherinsolvenz wurde eingeleitet, und nach sechs Jahren Gehaltspfändung kann er sich nun eine neue Existenz aufbauen.
Immer mehr Menschen wie Herbert F. müssen Wolf und Conrad helfen, ihr Leben wieder zu ordnen. "Vielen Leuten fehlt es an der Finanzkompetenz", hat Ulrike Conrad festgestellt.
In einer Welt, in der alles auf Pump gekauft werden kann, könne der Einzelne den Versuchungen immer schlechter widerstehen.
Neben einem Weg aus der Schuldenfalle bieten die beiden Beraterinnen auch konkrete Lebenshilfe, zeigen, wie das vorhandene Geld besser genutzt werden kann. "Wir können allen helfen", sagt Ulrike Conrad und fügt hinzu: "Allen, die wollen."