Kreis Mettmann Die Grünen sind auch im Kreis Mettmann die Gewinner

Kreis Mettmann. · CDU und vor allem SPD verloren bei der Europawahl Stimmen. Die Wahlbeteiligung stieg auf fast 64 Prozent.

Inge Berkenbusch (FDP), Regina Wedding, Wolfgang Jöbges und Christoph Schultz (v.l., alle CDU) verfolgen die Auszählung der Stimmbezirke in Erkrath.

Foto: Alexandra Rüttgen

Klare Gewinner und Verlierer brachte die Europawahl auch auf kommunaler Ebene hervor: Während sich die Grünen über einen kräftigen Zuwachs ihrer Stimmanteile freuten, die in vielen Bezirken die der geschwächten CDU überrundeten, wurde die SPD vom Wähler weiter deutlich abgestraft. Auch die FDP blieb hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Die AfD schnitt indes nicht so stark ab, wie ihre politischen Gegner es befürchtet hatten. Trends, die sich mit den bundesweiten Tendenzen weitestgehend decken.

Landrat Hendele erleichtert über schwaches Ergebnis der AfD

Einigkeit herrscht auch in der Gesamtbewertung: Die hohe Wahlbeteiligung und das große Votum zugunsten europafreundlicher Parteien „ist eine klare Aussage für Europa“, gab sich Landrat Thomas Hendele (CDU) am Abend erleichtert. Dass im Kreis drei Viertel der Wähler für demokratische Parteien stimmten und die AfD ein Ergebnis unter neun Prozent erzielte „freut mich“, sagte Hendele, denn das sei „eine klare Absage an nationalistische Tendenzen“. Das Ergebnis der eigenen Partei sei hingegen ein trauriger Trend, den es nun „bundespolitisch aufzuarbeiten“ gelte. Einig sind sich die Christdemokraten darin, dass sie der Auftritt des Youtubers Rezo und die hilflose Reaktion der Parteizentrale Stimmen gekostet hat: „Das war keine geschickte Kommunikation“, sagte Erkraths CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Jöbges. Bemerkenswert ist aus seiner Sicht der wachsende Stimmanteil für die kleinen Parteien, der unter „Sonstige“ zusammengefasst wird und bei knapp zehn Prozent liegt: „Die Zersplitterung geht weiter. Da haben immer nur noch Koalitionen eine Chance, und in solchen Konstellationen fallen Kompromisse nicht immer leicht.“

Die Staatssekretärin und Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese (SPD) zeigte sich „enttäuscht“ von dem Ergebnis der Sozialdemokraten: „Trotz der großen Zustimmung, die wir für inhaltliche Projekte wie die Grundrente bekommen, schaffen wir es leider nicht, unsere Wähler zu mobilisieren. Die SPD wird künftig noch deutlicher vermitteln müssen, wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit als gemeinsames Anliegen zu erreichen sind und dass dies nur in einem geeinten Europa gelingen kann. Außerdem muss die Sozialdemokratie noch mehr auf junge Menschen zugehen, den Dialog suchen und deren berechtigte Forderungen aufgreifen“, stellte Kerstin ­Griese fest.

Ulrich Schwierzke ist Partei- und Fraktionsvorsitzender der AfD in Haan und stellvertretender Sprecher für den Kreisverband: „Ich bin enttäuscht über das Abschneiden unserer Partei und den Stimmzuwachs der Grünen. Viele Leute haben offenbar nichts begriffen, verstehen nicht, was in Europa abläuft. Finanzminister Scholz (SPD) fehlen Milliarden, obwohl die Wirtschaft brummt. Wo ist das Geld hin?“