Künstler gestalten Kirchen um
Der evangelische Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann befindet sich in Aufbruchstimmung. Zum 500. Reformationsjubiläum zeigen sich zehn Gotteshäuser in der Region von einer ganz anderen Seite.
Kreis Mettmann. 500 Jahre ist es her, dass Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlicht hat und damit ein Umdenken auslöste: Doch nur zurückblicken, das möchte der Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann im Reformationsjahr nicht. Vielmehr wagen die zehn Gemeinden ein Experiment. Denn: „Die Kirche weiterzuentwickeln ist nicht nur eine Aufgabe der Vergangenheit, sondern auch eine, die in der Zukunft vor uns liegt“, sagt Superintendent Pfarrer Frank Weber.
Für das Reformationsjahr hat sich der Kirchenkreis überlegt, die Kirchenräume mit Hilfe von außen neu gestalten zu lassen. So haben regionale Künstlergruppen, Studierende der Peter Behrens School of Arts, aber auch Personen fernab der Kunst überlegt, wie sie eine Kirche mit Kunst und Kultur verwandeln können. Für sie gab es keine Vorgabe, keine Zensur. Entsprechend vielfältig ist das Ergebnis: Lichtinstallationen, Fotografien, 3D-Drucke, aber auch Lesungen und Konzerte wird es der Reihe nach von Januar bis Oktober in den Gemeindekirchen geben. Rund vier Wochen lang ist die neugestaltete Kirche einer Gemeinde zu sehen.
Zusammen ergeben sie die Ausstellung unter dem Titel: „Augenmerk - Kirche neu sehen.“ Eröffnet wird sie bei einem Gottesdienst am Sonntag, 29. Januar, in der Neanderkirche Hochdahl in Erkrath. Dort zeigen die Studierenden der Peter Behrens School of Arts mit Lichtbildprojektoren, welche Verbindungen sie zur Kirche haben: „In unserer Generation wird die Kirche nicht mehr regelmäßig besucht“, sagt Miriam Hausner von der Hochschule. „Trotzdem ist sie ein Ort, den wir mit Ruhe und Gemeinschaft verbinden.“ Ähnlich sei es in der Natur. Zehn Projektoren werfen zehn Themenwelten an die Kirchenwand und brechen den Raum hin zur Natur auf. Zu hundert Gedanken sollen die Besucher angeregt werden.
Miriam Hausner, Kunsthochschule
Auch die evangelische Kirche Mettmann wird von Studierenden der Peter Behrens School of Arts künstlerisch gestaltet: Vertretend für seine Kommilitonen spricht der Kunststudent Marian Fitz von seinem Projekt: Im April wird ein Wortvorhang den Eingang zum Kirchenraum abtrennen: „Die Begriffe sollen Fragen aufwerfen, Assoziationen auslösen.“ Dahinter steht der Gedanke, dass Sprache die Welt verändert; so war es vor 500 Jahren Luther, der die Menschen wieder zu Wort kommen ließ.
Im Juni wird in der evangelischen Kirche Haan das Künstlerduo schneider und mombaur unter dem Titel „Solus Christus 3D.0“ mehrere 3D-Drucker aufstellen, die in verschiedenen Größen und Farben die Jesus-Figur reproduzieren werden. Dies geschieht in Anlehnung an den Buchdruck, der für die Reformation und Luthers Bibelverbreitung eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Die Neanderartgroup, ein Zusammenschluss von 26 Künstlern aus Erkrath und Umgebung, greift den Blick in die Vergangenheit und Zukunft auf.
Über die Balustrade des Kirchenbalkons werden im September lange Stoffbahnen durch ein großes gemaltes Auge in der Mitte der evangelischen Kirche Erkrath geführt. Auf den Stoffbahnen, sind Luthers 95 Thesen zu sehen. „Sie werfen die Frage auf, welche Rolle die Thesen in der Zukunft haben“, erklärt Ralf Buchholz von der Neanderartgroup.
Zu den Ausstellungen sind alle Interessierten willkommen — auch das gehört zu dem Blick von Außen. Das ganze Programm und weitere Informationen gibt es auch im Internet. Foto: dpa
http://bit.ly/2ke2j1E