Kultur: Haaner Kunst in aller Welt
Vera Lossau (33) wurde vom Land NRW ausgezeichnet. Sie war schon in Seoul und Johannesburg.
Haan. Natürlich freut sie sich sehr über den NRW-Künstlerinnenpreis. "Das ist schön", sagt Vera Lossau (33) mit sanfter Stimme. "Und es ist ein wichtiger Preis", fügt sie hinzu. Laute Worte sind ihre Sache nicht: Sehr höflich, still und bescheiden und kein bisschen extrovertiert spricht sie.
Dabei dürfte die gebürtige Haanerin, die an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Konrad Klapheck Malerei sowie Magdalena Jetelová und Rita McBride Bildhauerei studierte, und bereits mit einigen wichtigen Preisen und Stipendien ausgezeichnet wurde, ein bisschen abheben. Lieber als über diese bereits errungenen Meriten spricht sie über ihre Kunst.
"Ich überschreite gerne Gattungsgrenzen", gibt sie einen ersten Hinweis auf die von ihrem Galeristen Rupert Pfab gelobten "schlüssigen Konzepte". "Experimente sind wichtig."
Dabei springt sie zwischen verschiedenen Medien und versucht, "grundlegende Geschichten" in der Verbindung zwischen Konzept und Material in Korrespondenz mit dem Raum zu erzählen. Letztlich ist sie eine Sinnsuchende. "Philosophisch würde ich den Ansatz meiner Fragen nicht nennen", winkt sie bescheiden ab.
Mit traumhaften und bewegenden Installationen wie "Mille Fleurs", bei der sich 30 einzelne auf Holz und Papier gemalte Blüten zu einem überdimensionierten Quadrat in Schwarz verbinden, deren herabfallende Blütenblätter von einer Harke zusammengefegt werden können und die von leeren Sockeln flankiert sind, schafft sie genau das Gegenteil: Das ist einerseits Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte, aber eben kein bloßes Zitieren, sondern eine Überführung in neue Kontexte.
Philosophisch betrachtet transportiert sie Zerstörung und Vergänglichkeit in positive Dimensionen und beschert aus der Katastrophe die Magie des Wandels. Schwarz gibt sie in vielen ihrer Arbeiten "eine gewisse Dynamik, aber ohne hysterisch zu sein".
Und hinter derlei Texturen verbirgt sich die Hoffnung, dahinter sei kein Nichts oder das Ende, sondern es könne "irgendwie weitergehen".
Künstlerisch auseinander gesetzt hat sie sich schon immer. "Aber eigentlich wollte ich Medizin studieren." Nach dem Abitur absolvierte sie in einer Krebsklinik in Liverpool ein soziales Jahr.
Parallel fing sie in einem Kunst-College an zu studieren. Die Fragen, was die Welt zusammenhält, beantwortet die 33-Jährige seitdem in ihren kunstvollen Auseinandersetzungen. "Wo es Strukturen gibt, gibt es Verhärtungen" - diese Punkte versucht sie "konstruktiv, oft eher intuitiv als intellektuell" zu interpretieren.
Mit ihren Werken reist Lossau um die ganze Welt. Parallel zur Schau im Ludwig Forum, Aachen, die anlässlich des Preises bis November zu sehen ist, hat sie eine Ausstellung für das Total Museum in Seoul konzipiert, im November packt sie die Koffer, denn dank des Erwine-Steinblum-Stipendiums reist sie nach Johannesburg und ist ab Dezember in Rantum in Indra Wussows Syltquelle zu sehen.
Stärkste Basis und Halt sind Eltern und Schwestern. "Es ist wunderbar, sie in meiner Nähe zu haben."