Mann bei SEK-Einsatz erschossen
Vom Balkon seiner Wohnung aus soll ein Langenfelder geschossen haben. Der Versuch, ihn zu beschwichtigen, schlug fehl. Bei der Erstürmung der Wohnung kam es zum Schusswechsel.
Langenfeld. David J. (30) sitzt auf der Stufe eines Hauseingangs an der Rheindorfer Straße und fasst sich in seinen Vollbart. „In dem Haus da ist regelmäßig Action — Drogenabhängige, Bekloppte und so“, gibt er wieder, was man sich in der Nachbarschaft „so erzählt“. Gemeint ist das weiße dreistöckige Mehrfamilienhaus gegenüber, Nummer 13, fast gleich hinter der Tankstelle an der alten B 8. Hier, auf einem Balkon im ersten Stock, hat am Donnerstagabend ein Mann Schüsse abgefeuert. „Das war wie Kino“, meint David am Morgen danach. Aber „Kino“ ohne Happy End. Der Schütze, ein 38 Jahre alter Langenfelder, ist tot.
Laut Staatsanwaltschaft Düsseldorf wurde die Polizei gegen 18.20 Uhr alarmiert, nachdem die ersten Schüsse zu hören waren. Der Mann auf dem Balkon hantierte mit einem „schwarzen Gegenstand“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft, und ließ sich auch entgegen Zurufen der Polizei nicht davon abbringen. Statt dessen blendete er die Beamten mit einem Laser. Eine Polizistin wurde am Auge verletzt und musste deswegen ins Krankenhaus.
„Die Polizei hatte alles abgesperrt“, schildert David J. die dramatischen Abendstunden. Er selbst sei „nach 19 Uhr“ vom Schwimmen im Hitdorfer See nach Hause gekommen. „Das war ein richtiger Volksauflauf hier.“ Dann seien auch schon die Wagen des Sondereinsatzkommandos (SEK) eingetroffen, „schwer bewaffnete“ Beamte mit schusssicheren Westen. „Eine Kontaktaufnahme mit dem Mann verlief negativ“, erklärt die Staatsanwaltschaft. Gegen 21.40 Uhr, fast dreieinhalb Stunden nach den ersten Schüssen, der Zugriff. „Hier spricht die Polizei, kommen Sie auf den Balkon“, hört man eine Lautsprecherdurchsage. Dann Schüsse, Sekunden später ein weiterer Schuss. Rufe, darunter dies: „Ich brauche einen Notarzt!“.
Laut Staatsanwaltschaft schoss der Mann auf die SEK-Kräfte, als diese die Wohnung stürmten. Die Beamten hätten das Feuer erwidert. „Der 38-Jährige wurde getroffen und schwer verletzt. Im Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen.
Weil Langenfelder Polizisten an dem Einsatz mit Todesfolge beteiligt waren, hat das Polizeipräsidium Wuppertal die Ermittlungen übernommen. Ob der Balkonschütze mit einer „echten“ Waffe schoss oder mit einer Schreckschusspistole oder Ähnlichem, war gestern noch Gegenstand von Untersuchungen. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft schloss nicht aus, dass es sich um eine „schussunfähige Handfeuerwaffe“ handelt. Über Einschüsse in Schutzwesten oder in der Wohnung habe er keine Erkenntnisse. Inwieweit der 38-Jährige möglicherweise unter Drogeneinfluss stand, ist noch von der Gerichtsmedizin zu klären. „Zuvor war er durch kleinere Delikte im Betäubungsmittel-Bereich aufgefallen“, so der Sprecher. Der Balkon-Schütze lebte wohl allein in der Wohnung, war normal zurechnungsfähig und Deutscher. David J. erzählt: „Der Mann soll schon am Mittwochabend, nach dem Schalke-Spiel, Schüsse abgegeben haben, sagen Leute hier.“ Davids Freundin Christina, die mit ihm ein paar Häuser weiter in Richtung alte B 8 wohnt, ist froh, dass keine Unbeteiligten verletzt wurden. „Einige Familien konnten wegen der Absperrungen nicht in ihre Wohnungen. Die Kinder sind zum Teil in den Autos eingeschlafen. Ich brauche so etwas nicht noch einmal.“