Leben in Mettmann Die weiße Dame strahlt wieder (fast)

Mettmann · Der Grauschleier auf der Persil-Uhr wurde vom Baubetriebshof beseitigt. Nun braucht es Sponsoren.

Die Persil-Uhr an der Talstraße wurde gereinigt.

Die Persil-Uhr an der Talstraße wurde gereinigt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(dne) Manche Uhren gehen langsam – diese Uhrwerke gehen gar nicht mehr– dafür strahlt die Persil-Uhr an der Talstraße seit einigen Tagen in ungewohntem Glanz. Mitarbeiter des Baubetriebshofs haben die historische Säulenuhr von oben bis unten schamponiert, gewienert und mit Wasser nachgespült. Teil eins der Uhren-Rettung ist damit erledigt. Die WZ hatte über den traurigen Zustand der traditionellen Uhr berichtet.

Nun sieht man aber auch, dass der Lack nicht mehr der frischeste ist. Mindestens ein Zifferblatt hat tiefe Risse. In den vergangenen Jahren hatte der Treffpunkt der Verliebten nahe der S-Bahnstation Mettmann Stadt mehr als nur Patina angesetzt. Deshalb sucht die Stadt nun nach Sponsoren und Paten.

Viele halten die Uhr für ein reines Retro-Objekt, tatsächlich hat sie im Original aber bald 100 Jahre auf dem grünen Buckel: Mitte der 1920er- Jahre begann die Firma Henkel, die werbewirksame „Persil-Uhr“ an ausgewählte Städte zu verschenken. Die weiße Dame darauf hatte der Berliner Karikaturist Kurt Heiligenstaedt 1922 zu Papier gebracht. Eine Auftragsarbeit für Henkel. Heiligenstaedt griff sich seine damals 18 Jahre alte Freundin, gemeinsam kauften sie ein weißes Kleid in einem Modehaus am Alexanderplatz in Berlin. Fertig war ein wahrer Klassiker der Werbung – auf Blechschildern, Plakaten, Hausgiebeln und eben auch Straßenuhren war die mühelose, weil ohne walken und rubbeln zu erzielende Sauberkeit fortan ein Thema.

Viele Persil-Uhren wurden im Laufe der Jahrzehnte abgebaut oder ersetzt. Die meisten Exemplare stammen heute aus den 1980er-Jahren, insgesamt stehen 34 Stück in Deutschland.

In Düsseldorf, dem Hauptsitz von Henkel, sind es alleine 11 Stück. 1989 sei die Persil-Uhr dann schließlich auch nach Mettmann gekommen, weiß eine Henkel-Sprecherin nach einem Blick ins Firmenarchiv zu berichten. Und wie in den meisten deutschen Städten zwischen Flensburg und Fürth sei auch in Mettmann die Uhr samt weißer Dame komplett in den Besitz der Stadt übergegangen.