Nachhaltigfkeit im Kreis Mettmann Initiative rettet Lebensmittel im Kreis

Serie | Mettmann · Die Foodsharing-Initiative wurde 2012 gegründet und kämpft gegen Verschwendung. In Mettmann gibt es eine zweiten „Fairteiler“ für Lebensmittel.

Gertraude Hartung-Neumann bemerkt: Das Interesse wächst, Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten und zu teilen.

Gertraude Hartung-Neumann bemerkt: Das Interesse wächst, Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten und zu teilen.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Lebensmittel vor der Mülltonne retten, das ist das Ziel der Bewegung Foodsharing – zu deutsch Lebensmittelteilung. Die Mettmannerin Gertraude Hartung-Neumann gehört seit 2013 zur Initiative und ist Botschafterin für den Bezirk Mettmann, Wülfrath, Erkrath sowie auch Haan und Düsseldorf-Ost. Das Bewusstsein, Obst, Gemüse oder andere Nahrungsmittel vor der Tonne zu retten, wächst, sagt sie. Doch noch sei es ein langer Weg.

„Trotz der ukrainekriegs-bedingten Weizenkrise bleiben nach wie vor jeden Tag sehr, sehr viele Backwaren übrig“, beschreibt die Foodsharerin die Situationen. Brot, Teilchen oder Brötchen dürfen zwar nicht mehr in den Verkauf, sind aber noch genießbar. Das gilt auch für Obst, Gemüse oder andere Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Qualifizierte Ehrenamtler wie Hartung-Neumann sammeln solche Nahrungsmittel von den Kooperationspartnern – etwa Bäckereien, Markthändlern und anderen Betrieben – kostenlos ein, retten sie also vor der Tonne. Sie stellen diese geretteten Lebensmittel dann unter anderem über die sogenannten „Fairteiler“ anderen kostenlos zur Verfügung. „Man wird unheimlich kreativ bei der Zubereitung“, weiß Hartung-Neumann aus Erfahrung.

In Mettmann gibt es den schon etablierten Fairteiler am Kaufhaus der Mettmanner. Dort stehen zwei nicht angeschlossene Kühlschränke, in denen die Lebensmittel sowohl hineingelegt als auch wieder entnommen werden können. Drei Mal pro Woche schaut einer der Foodsharer am Standort vorbei, säubert die Schränke und platziert neues, gerettetes Gemüse, Obst oder Trockennahrung. Auch Privatpersonen dürfen dort reinlegen, was im eigenen Haushalt beispielsweise an Süßigkeiten oder Gemüse zu viel ist. Nur Dinge, die gekühlt werden müssen, gehen nicht.

Das niederschwellige Angebot wird gut angenommen

Das Prinzip werde gut angenommen. „Das ist ein ganz niederschwelliges Angebot. Niemand braucht einen Berechtigungsschein“, erklärt Hartung-Neumann das Prinzip. Sie macht aber ganz deutlich: „Die Tafel hat bei der Abholung der Lebensmittel immer den Vorrang.“ Das gilt vor allem, wenn sowohl Tafel also auch Foodsharer vom selben Betrieb Lebensmittel abholen. „Wir nehmen dann nur das, was die Tafel nicht nehmen kann“, ergänzt sie. Die Initiative kooperiert mit den Tafeln in Mettmann, Erkrath und Wülfrath. Lebensmittel, die nach Ende der Ausgabe der Tafeln niemand haben wollte, nehmen die Foodsharer mit. „Wir ergänzen uns.“

Hartung-Neumanns Beobachtung nach, ist seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges sowohl das Bewusstsein für Lebensmittel, aber auch der Bedarf, sich durch Foodsharing aufgrund der explodierenden Lebensmittelpreise zusätzlich zu versorgen, größer geworden. Die Tafeln in der Region merken einen deutlichen Zuwachs, erhalten zeitgleich weniger Lebensmittel und haben unter anderem auch schon Hilferufe für Spenden abgesetzt. Hartung-Neumann merkt die Auswirkungen bei der Abholung der Lebensmittel in den Betrieben. Einer habe momentan immer etwas weniger abzugeben als üblich.

In Mettmann geben fünf Betriebe übrig gebliebene Ware an die Lebensmittelretter ab. In Wülfrath machen drei Betriebe mit und in Erkrath sind es zwei. Neben den klassischen Geschäften holen die Foodsharer auch grundsätzlich bei Gastronomien oder Schulkantinen Zutaten ab, die zu viel waren, selbst wenn es nur zwei oder drei Dinge sind, die so noch Verwendung finden. Verteilt werden können sie in Mettmann an einem zweiten Fairteiler: am Mehrgenerationenhaus. Die Sackkarre mit zwei Holzkisten soll bei trockenem Wetter für jeden zugänglich vor dem Haus stehen. „Das war alles eigentlich schon für Februar 2020 geplant, aber dann kam die Pandemie“, erklärt Hartung-Neumann. Auch für Fairteiler-Standorte in Wülfrath und Erkrath stehen die Chancen gut; derzeit laufen Gespräche. Aktuell bringt die Botschafterin in Wülfrath noch gerettete Lebensmittel ins Kinder- und Jugendhaus. In Düssel ist eine weitere private Foodsharing-Initiative unterwegs.

In Hilden retten momentan
rund 40 Footsharer Essen

In Hilden gibt es momentan rund 40 Foodsharer, die bei Unternehmen und Restaurants Essen retten und verteilen. Sie organisieren sich größtenteils über die Internetseite www.foodsharing.de – dort können Interessenten auch schauen, was gerade wo angeboten wird.

Wer sich für Foodsharing interessiert – entweder als abgebendes Unternehmen, als qualifizierter Retter oder als Nutzer – kann sich auf der Seite www.foodsharing.de registrieren.