Obschwarzbach zwischen Schwerthieb und Barmherzigkeit St. Martin reitet durch das Viertel

Mettmann · Der Bürgerverein Obschwarzbach hat zum Martinszug die Lieder zusammengestellt.

Zwischen 300 und 400 kleine und große Martinsfreunde machten sich am Samstag in Obschwarzbach auf den Weg zur Mantelteilung.

Foto: Achim Blazy (abz)

(dne) Bobby scheut keine Blasmusik. Selbst wenn Kinder mit blinkenden Turnschuhen auf Tretrollern an dem großen Braunen vorbeiflitzen, bleibt das Pferd gelassen. „Der kennt das Spektakel schon. Gestern Abend waren wir in Metzkausen beim St. Martinszug“, sagt die Frau, die Bobby am Halfter führt. Oben im Sattel thront Lena Wolfsholz, die etwas später den Mantel teilen und ihn mit dem Bettler teilen wird. Denn am Samstagabend reitet St. Martin eine große Runde durch Obschwarzbach. Mehr als eine Dreiviertelstunde sind zwischen 300 und 400 kleine und große Martinsfreunde in der Dunkelheit unterwegs. Dann kommt es beim Gemeindehaus an der Sudentenstraße zu dem entscheidenden Schwerthieb, der seit Jahrhunderten als mildtätiger Akt gefeiert wird.

Den frierenden Bettler gibt Tim Trox. So wie im Vorjahr. Da hat Tim seine Sache bereits so gut gemacht, dass in der Bürgerverein Obschwarzbach den Jungen gleich noch einmal verpflichtet hat. Seine Schwester Ida soll später die Martinsgeschichte vorlesen. Sie ist zwei Jahre jünger und natürlich aufgeregt. „Aber ich denke, es wird alles gut gehen“, sagt der Vorsitzende des Obschwarzbacher Bürgervereins, Daniel Cyrulinski. Extra für das Interview, hat er die Grillzange an einen Kollegen übergeben. Gestärkt mit Bratwurst und Glühwein geht es sich noch mal so gut durch das Viertel von Mettmann, das beinahe schon in Wülfrath liegt.

Seit den 1970er Jahren pflegt der Bürgerverein den Martinsbrauch. Mit den kleinen Kindern ist es viel zu weit in andere Mettmanner Stadtteile. Also bleiben die Familien aus Obschwarzbach an diesem Novemberabend unter sich. Wer will hat sich einen Weckmann bestellt. „Nach dem Martinszug und der Mantelteilung gehen viele noch zum Singen und Gripschen bei den Nachbarn vorbei“, berichtet Cyrulinski. Da kann es schnell mach acht oder neun Uhr am Abend werden, bis man mit seiner süßen Beute wieder zu Hause ist.

Zwischendrin werden die selbst gebastelten Martinslaternen bestaunt. Jede Grundschulklasse und jede Kitagruppe hatte da ihr eigenes Motiv. Nun leuchten die selbst gestalteten Fackeln und werfen ihren flackernden Lichtschein auf die Straße. Gott sei Dank ist es an diesem Abend zwar kalt, aber trocken. Soi überstehen die meisten Martinslaternen ihren Einsatz.

Den Takt im Zug geben zwölf Musikerinnen und Musiker der Freiwilligen Feuerwehr Velbert vor. Sie haben sich die Notenhefte mit den Martinsliedern auf die Trompeter, Oboen und Flöten gesteckt. Eigentlich nur zur Sicherheit, sagt einer der Musiker: „Nach 42 Jahren können wir die Martinslieder.“ Den Eltern hat der Bürgerverein ein wenig nachgeholfen. Sie bekamen die Texte der Martins-Evergreens in einem eigens zusammengestellten Liederheft mit auf den Weg. Denn Mitsingen ist auch für die Großen Pflicht.